Epilepsie - Allgemeine Therapieempfehlungen

Indikation zur Behandlung

Erstmaliger Anfall

Unprovozierter Anfall

  • Indikation aus sozialer Ursache (Führerschein, Beruf o.ä.)
  • Bei Nachweis epilepsietypischer Potentiale im Ruhe-EEG ist Behandlung wegen Rezidivrisikos Patienten nahezulegen
  • Positive Familienanamnese
  • Fokal eingeleitete Anfälle
  • Rezidivrisiko abwägen (Epilepsietyp?)
  • Status epilepticus
  • Verletzungsrisiko nach Anfall

Abwägen der negativen Folgen einer Behandlung

  • Nebenwirkungen der Medikamente
  • Medikamenteninteraktionen
  • Häufige Fehldiagnosen!

Anfall nach Provokation

  • Ursachen:
    Alkohol, Schlafentzug, Flickerlicht, Drogen, Fieber, Eklampsie, Alkohol-, Medikamenten-, Drogenentzug, Medikamente
  • Vermeidung der Anfallsauslöser, Behandlung der Grundkrankheit
  • Bei Nachweis epilepsietypischer Potentiale nur unter Provokation: Keine zwingende Behandlungsindikation, individuelles Abwägen, Kontroll-EEGs
  • Auch ein provozierter Anfall kann der Beginn einer Epilepsie sein!

Nach cerebraler Schädigung

  • Frühanfälle (nach Schlaganfall, ICB):
    • Anfälle können sistieren, Behandlung auf Dauer nicht zwingend indiziert
  • Frühanfälle (nach Schädel-Hirn-Trauma):
    • Bei offenenem SHT mit EEG Herd oder nachgewiesener substantieller Hirnschädigung: Wegen Risikos von Anfallsrezidiven prophylaktische Behandlung erwägen!
  • Spätanfälle:
    • Höheres Rezidivrisiko, da davon ausgegangen wird, daß „Narbengewebe" Anfälle auslöst
  • Subarachnoidalblutung:
    • Anfallsrisiko häufiger als nach cerebraler Ischämie oder intracerebraler Blutung
  • Bei Alkoholabghängigkeit:
    • Bei Entzugsanfällen:
      • Keine zwingende Behandlungsindikation für Dauertherapie, nur Anfallsprophylaxe i.R. der Entzugsbehandlung (z.B. Diazepam)

Wiederholte Anfälle

  • Indikation zur Behandlung bei wiederholten Anfällen wegen hoher Rezidivwahrscheinlichkeit gegeben
  • Bei wiederholten Anfällen wird die Diagnose einer Epilepsie gestellt
  • Behandlung abhängig von Auslösesituation
  • Keine zwingende Behandlungsindiktion bei provozierten Anfällen (Schlafentzug, Alkohol, Flickerlicht, Drogen, Fieber)
  • Abwägen einer Behandlung bei seltenen Anfällen (ein Anfall/Jahr)
  • Fieberkrämpfe (Auftreten i.d. Regel zwichen 6-24 Monaten) sind keine zwingende Behandlungsindikation

Nichtmedikamentöse Therapie

Bei therapierefraktärer Epilepsie

  • Transkutane Vagusnervstimulation
  • Tiefenhirnstimulation
  • Operative Intervention:
    • Resektion des epileptogenen Fokus (in ca. 70% Temporallappenepilepsie)
    • Hemisphärektomie (nur bei speziellen Epilespieformen)
    • Kallosotomie (Balkendurchtrennnung)

Besonderheiten bei der Epilepsiebehandlung

Diabetes mellitus

Ungünstig

  • Valproat, Phenytoin (Insulinfreisetzung gehemmt)

Günstig

  • Lamotrigin, Levetiracetam

Depression

Ungünstig

  • Levetiracetam

Günstig

  • Lamotrigin, Valproat, Carbamazepin

Demenz

Ungünstig

  • Carbamazepin, Phenobarbital, Primidon

Günstig

  • Lamtotrigin, Levetiracetam, Pregabalin