Restless-legs-Syndrom

Syndrom der unruhigen Beine, Anxietas tibiarum, Impatience musculaire, Ekbom Syndrom

  • 1685 Beschreibung von Dr. Thomas Willis
  • 1861 Whittmack: Anxietas tibiarum, als Konversionsneurose und Zeichen der Hysterie interpretiert
  • 1945 Beschreibung der gesamten Krankheitsentität und Bezeichnung als Restless-legs-Syndrom durch K.A. Ekbom

Ätiologie

  • Idiopathisch
  • Genetisch (ca. 50% autosomal dominant vererbt) - (siehe Neurogenetik)
  • Eisenmangel
  • Schwangerschaft
  • Niereninsuffizienz (sehr häufig bei Dialyse!)
  • Morbus Parkinson (im Verlauf der Parkinsonerkrankung gel. assoziiert)
  • Pharmakologisch induziert (lt. neuen Studien Antidepressiva (m>w) (u.a. SSRI, Amitriptylin, Mirtazapin, Mianserin, Neuroleptika, Lithium - siehe unten (Literatur)

Epidemiologie

  • Lebenszeitprävalenz ca 10% der Bevölkerung
  • Prävalenz eines behandlungsbedürftigen RLS ca. 2-4%
  • Im Alter zwischen 60-69 Jahren Prävalenz ca. 8%
  • w>m 2:1
  • Auftreten in jedem Lebensalter möglich, verstärkt in höherem Lebensalter
  • In jungen Jahren RLS meist vererbt. Selten auch Auftreten bei Kindern!

Symptome

  • Mißempfindungen in einem/beiden Beinen oder selten auch Armen (Ziehen, Krämpfe, Kribbeln, Brennen, Wärmegefühl, Bewegungsdrang...)
  • Auftreten in Ruhe
  • Auftreten vorzugsweise abends und nachts, selten auch tagsüber
  • Mit den Mißempfindungen einhergehender Bewegungsdrang (Beine können nicht stillgehalten werden)
  • Linderung der Beschwerden durch Umherlaufen oder mindestens Bewegen im Bett
  • Häufige Assoziation mit periodischen Beinbewegungen im Schlaf (PLMS)
  • Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung:
    Nachweis/Ausschluß einer begleitenden Polyneuropathie
  • Typisch zur Linderung eingesetzt: Kaltes Abduschen, Einreiben, Stehen auf kalte Fliesen o.ä.)

Diagnostik

Labordiagnostik

  • Eisen, Ferritin, Transferrin
  • Nierenwerte
  • TSH
  • Bei Polyneuropathie Verdacht:

Elektrophysiologische Diagnostik

  • Nervenleitungsgeschwindigkeitsmessung (NLG)
  • Elektromyographie (EMG)
  • Nur zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung einer Polyneuropathie, bei entsprechendem klinischen Befund

Schlafdiagnostik

  • Polysomnographie
  • Aktigraphie

Fragebögen zur Diagnostik und Quantifizierung des RLS

  • Restless-Legs-Diagnose-Index (RLS-DI)
  • Schweregradbestimmung mittels RLS-Skala (zum Download)

Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)

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In der Regel abendliche Gabe ausreichend

Levodopa

  • Levodopa/Benserazid

Dopaminagonisten

  • Pramipexol
  • Ropinirol
  • Rotigotin

Opiate

  • Oxygesic/Naloxon
  • Tilidin/Naloxon (off-label use)
  • Dihydrocodein (off-label use)
  • Tramadol (off-label use)
    Auch bei dem Opiaten wird keine Abhängigkeitsentwicklung beschrieben, die Dosen können lange Zeit konstant gehalten werden)

Benzodiazepine

  • Clonazepam (off-label use)

Antikonvulsiva

  • Gabapentin, Oxcarbazepin, Pregabalin (off-label use)

Sedativa

  • Zolpidem, Zopiclon in Einzelfällen wirksam (off-label use)

Eisensubstitution

  • Bei niedrigen Ferritinspiegeln <50µg:
    • Orale Substitution von Eisen

Augmentation beim Restless-legs-Syndrom

Definition der Augmentation

  • Verschiebung der RLS-Symptomatik in den frühen Abend oder Auftreten beretis tagsüber
  • Verschlechterung der Restless-legs Symptome bei Erhöhung der dopaminergen Symptomatik (paradoxe Reaktion auf Medikation)
  • Zunahme des Schweregrades der RLS-Symptomatik (IRLS > 30)
  • Unzureichendes Ansprechen der RLS-Symptome auf bisherige Therapie mit Erfordernis der Dosiserhöhung
  • Evtl. Ausbreitung auf andere Körperregionen (Arme)

Therapie der Augmentation beim RLS - Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)

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Dosiserhöhung

  • Levodopa
  • Ropinirol
  • Pramipexol

Umstellung auf alternative Medikamente

  • Augmentation unter Levodopa
    • Umstellung auf Ropinirol, Pramipexol oder Rotigotin
  • Augmentation unter Ropinirol oder Pramipexol
    • Umstellung auf Rotigotin (hierunter geringere Rate einer Augmentation)
    • Umstellung auf Oxycodon/Naltrexon
    • Umstellung auf Clonazepam (off-label-use)
  • Augmentation unter Rotigotin
    • Umstellung auf Oxycodon/Naltrexon (hierunter sehr selten Augmentation)
    • Umstellung auf Clonazepam (hierunter sehr selten Augmentation)  (off-label-use)
  • Augmentation unter allen o.g. Präparaten
    • Behandlungsversuch mit Gabapentin oder Pregabalin

Verlauf

  • Initial meist gutes Ansprechen auf Medikation
  • Wechselnde Ausprägung mit teilweise beschwerdefreien Intervallen
  • Im Verlauf unter Levodopa und Dopaminagonisten Ropinirol und Pramipexol häufig Augmentation (siehe oben)
  • Bei Auftreten im Rahmen einer Dialyse:
    • Bei ca. 90% sistiert die RLS-Symptomatik nach Nierentransplantation

Differentialdiagnose

Literatur

Fachartikel