Frühsommer-Meningoenzephalitis (ICD-10 A84.1)
Schneider-Krankheit, tick borne encephalitis, FSME
- Erste Fallbeschreibungen aus Russland Ende der 30 Jahre
Ätiologie
- RNA-Virus aus Familie der Flaviviren - drei Subtypen
- Übertragung durch Biß der Zecke Ixodes ricinus
- Inkubationsszeit ca. 7-21 Tage
Epidemiologie
- Durchseuchung der Zecken mit FSME-Virus: 0,1-5%
- Ca. 1000 Fälle/Jahr in Deutschland
- Endemiegebiete (Karte des Robert-Koch-Instituts)
Klinik
- Meist 2-gipfliger Krankheitsverlauf
- Initialsymptomatik:
Kopf-, Hals-, Bauchschmerzen, Fieber, Myalgien - Beschwerdefreies Intervall von ca. 1 Woche, danach in ca. 10%-25% Auftreten einer ZNS-Affektion
- Meningitis (ca. 75% d.F.)
- Kopfschmerzen
- Fieber, Lichtscheu, Übelkeit
- Meningoenzephalitis 20%
- Bewußtseinstrübung bis zum Koma
- Fokale Ausfallerscheinungen
- Epileptische Anfälle
- Beteiligung der Stammganglien mit Tremor, Rigor, Akinese
- Gel. Hirnstammenzephalitis
- Gel fokal betone Polyradikulitis o. Radikulomyelitis häufig im Schultergürtel
- Selten psychische Auffälligkeiten (Depression)
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
- Meningismus?
- Hirnnervenaffektion?
- Zeichen einer Myelitis?
- Extrapyramidalmotorische Störungen?
Procedere
- Falls möglich postexpositionelle Prophylaxe mit FSME-Immunglobulin (bis zum 4 Tag möglich)
Labor
Serum
- Leukopenie, i.V. Leukozytose
- FSME-Virus-spezifische IgM- und IgG-Antikörper
- Virusisolierung mittels nRT-PCR
- IgM-Capture-ELISA
Liquor
- Lymphozytäre Pleozytose mit 30-1000 Zellen/µl
- Eiweißerhöhung
- Laktat und Glukose normal
- FSME-Virus-spezifische IgM- und IgG-Antikörper, IgM nach wenigen Tagen in fast 100% positiv
- Virusisolierung mittels nRT-PCR
- Bei negativem Laborbefund Kontrolle nach ca. 10 Tagen
MRT-Kopf
Erkrankung und Tod meldepflichtig! (§ 3 BSeuchG)
Verlauf
- Bei Kindern und Jugendlichen günstiger Verlauf
- Enzephalitische Symptomatik kann über Wochen bis Monate persistieren
- In ca. 1% der Fälle einer Meningoenzephalitis letaler Ausgang
- Residualsymptomatik bis zu 15%, besonders bei enzepahlitischer und myelitischer/radikulitischer Symptomatik
Differentialdiagnose
- Virusenzephalitiden (VZV, HSV, HIV), Borreliose