Bakterielle Meningitis (ICD-10 G00.9)
Formen/Erreger
- Pneumokokkenmeningitis - Streptococcus pneumoniae
- Meningokokkenmeningitis - Neisseria meningitidis
- Listerienmeningitis - Listeria monocytogenes
- Haemophilus influenza-Meningitis
- Tuberkulöse Meningitis - Mycobakterium tuberculosis
- Seltener:
- Escherischia coli
- Staphylococcus aureus
- Klebsiellae pneumoniae
Epidemiologie
- Inzidenz: Ca. 2–6 pro 100.000 (höhere Zahlen in Entwicklungsländern)
- Pneumokokkenmeningitis bei Erwachsenen (1-2/100.000)
- Meningokokkenmeningitis (ca. 0,5/ 100.000)
- Serogruppe B >C
- Listeria monocytogenes: <5%, vor allem bei >50-Jährigen
- Mycobakterium tuberculosis ca. 5%
Symptome
Neurologische Symptomatik
- Kopfschmerzen
- Fieber
- Meningismus (Nackensteife)
- Bewußtseinsstörung, -minderung (bis zum Koma), Desorientiertheit, Agitation
- Epileptische Anfälle
- Fokale neurologische Defizite
- Hirnnervenaffektion
- Insbesondere Nervus abducens, Nervus fazialis, Nervus oculomotorius
- Nervus vestibulocochlearis:
- Hörstörungen (10–20%), bei Pneumokokkenmeningitis bis 30%
- Übelkeit und Erbrechen, Photophobie
Krankheitsentwicklung/allgemeine Symptomatik
- Allgemeines Krankheitsgefühl, Gelenk- und Gliederschmerzen.
- Symptomentwicklung gewöhnlich innerhalb von Stunden bis Tagen
- Cave: Bei älteren Patienten können Symptome fehlen oder nur gering ausgeprägt sein
Klinische Komplikationen bei Meningitis
Hirnnervenbeiteiligung
- Hirnnervenparesen (Insbesondere Nervus abducens, siehe auch "Symptome")
- Hörstörung (häufig!), Gleichgewichtsstörung (Nervus vestiblocochlearis)
Hirnödem
- Gefahr der Enklemmung
- Daher immer intensivmedizinische Behandlung
Zerebrale bakterielle Mitbeteiligung
- Enzephalitis, Zerebritis, Ventrikulitis, Ventrikelempyem, suburales Empyem, Hirnabszeß, septische Sinusvenenthrombose, reaktive Vaskulitis mit Vasospasmus
Sepsis
- Waterhouse-Friedrichsen-Syndrom (Siehe Meningokokkenmeningitis)
Epiletische Anfälle
- Fokal oder generalisiert
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
Klinische Zeichen der meningealen Reizung
- Meningismus
- Nackensteifigkeit bei passiver Kopfneigung
- Kernig-Zeichen:
- Reflektorische Beugung der Kniegelenke bei passivem Anheben der Beine im Liegen
- Brudzinski-Zeichen:
- Bei passiver Kopfneigung reflektorische Beugung der Knie-und Hüftgelenke
- Lasègue –Zeichen:
- Schmerzen bei passivem Anheben der gestreckten Beine
- Cave: Dehnungszeichen können fehlen
Inspektion/internistische Untersuchung
- Inspektion:
- Petechien, Purpura
- Zeichen einer Systemerkrankung
- Zeichen einer Pneumonie, Otitis, Sinusitis...
Diagnostik
Typisches klinisches Bild und typischer Liquorbefund
Labor
- BB, inkl. Diff.-BB (segmentkernige Leukozytose?)
- Procalcitonin (Als Hinweis auf bakteriellen Infekt)
- CRP, BSG
- Blutkulturen (evtl. wiederholt durchführen!)
Cerebrale Computertomographie
- Meist unauffällig
- Inital gel. bereits Hirnödem
- Bei Nachweis eines Hirndrucks keine Liquorpunktion!
- Nachweis fokaler Ursachen (Mastoidits? Sinusitis? Knochendefekte?)
Liquor
- Eitrig-trüb
- Granulozytäre Pleozytose
- Meist über 1000 Zellen/μl
- Bei Listeriose häufig niedrigere Zellzahlen
- Bei < 350 Zellen/µl
- DD Borreliose, Neuroyphilis, Tuberkulose, Mykosen, virale Meningitis
- Niedrige Zellzahlen
- Auftreten früh im Krankheitsverlauf, bereits begonnener Antibiose, fulminanten Krankheitsverläufen. immunsuprimierten (z.B. leukopenischen) Patienten
- Eiweiß > 1000 mg/l
- Glukose meist <30 mg/dl
- Liquor/Serum-Glukose-Quotient <0,5
- Laktat >3,5mval/l
- schwere Blut-Liquor-Schrankendysfunktion
Liquorparameter | bakteriell | viral | tuberkulös |
Zellzahl/µl | >1000 | <1000 | <1000 |
Zellbild | granulozytär | lymphozytär | gemischtzellig |
Liquor-Serum-Glukose-Index | erniedrigt | normal | erniedrigt |
Laktat (mmol/l) | >3,5 | <3,5 | >3,5 |
Gesamteiweiß (mg/dl) | >100 | <100 | >100 |
Schrankenfunktion | stark gestört | normal bis leicht gestört | stark gestört |
Intrathekale Ig-Synthese | im Verlauf IgA,IgG | im Verlauf IgG | im Verlauf IgA |
Fokussuche
- HNO-Konsil:
- Sinusitis, Otitis media, Mastoidis
- Röntgenaufnahmen des Thorax
- Abdomensonographie/CT
- Splenektomie (Ursache bei Pneumokokkenmeningitis)
- Echokardiografie: Endokarditis?
Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)
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Vorgehen
- Sofortige Therapie bei Verdacht auf bakterielle Meningitis
- Intravenöse Antibiose (Siehe unten)
- Therapiebeginn VOR jeglicher Diagnostik
- Verspätete Therapie kann Tod des Patienten verursachen
Antibiose
- Intravenöse Therapie
- Unbekannter Erreger
- Erwachsene
- Cephalosporin
- Ceftriaxon ODER
- Cefotaxim
- Ampicillin
- Aminoglykosid (bei Verdacht auf Listerienmeningitis)
- Frühgeborene, Neugeborene, Säuglinge < 4 Wochen:
- Cephalosporin, Ampicillin evtl. zusätzlich Gentamycin
- Säuglinge >4 Wochen, Kinder:
- Cephalosporin, evtl. zusätzlich Gentamycin
- Shunt-Meningitis/posttraumatisch/postoperativ:
- Vancomycin plus Meropenem ODER
- Vancomycin plus Ceftazidim
- Erwachsene
Therapiedauer
- 10-14 Tage bei Pneumokokken oder Menigokokken
- 21 Tage bei Listerienmeningitis
Symptomatische Therapie
- Dexamethason
- Indikation: Dexamethason senkt Letalität bei Pneumokokkenmenigitis und senkt Häufigkeit schwerer Hörstörungen bei Haemophilus-influenzae-Meningitis
- Kein sicherer Beleg einer positiven Wirkung bei Meningokokenmeningitis
Verlauf
Mortalität
- Pneumokokken: 15-25%
- Listerien: 20-30%
- Meningokokken: 3-10%
- Haemophilus influenzae ca. 5%
Neurologische Residueen: 10-40%
- Z.b. Hörstörungen, neuropsychologische Defizite, epileptische Anfälle, Hirnnervenparesen und Sehstörungen
Differenzialdiagnose
- Subarachnoidalblutung, intracerebrale Blutung, Koma aus anderer Ursache
- Andere Menigitiden
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