Piriformissyndrom
- 1928 durch Yoeman erste Beschreibung eines glutaealen Schmerzes bedingt durch durch den Musculus piriformis
- Beschreibung des Piriformissyndroms als Folge einer Kompression des Nervus ischiadicus durch den Musculus piriformis durch Robinson 1947
Ätiologie
- Kompression des Nervus ischiadicus im Foramen infrapiriforme durch den Musculus piriformis
- Auftreten meist nach einem Trauma des Gesäßes oder einer anderweitigen Druckläsion
- Auftreten bei Verlaufsvarianten des N. ischiadicus (Durchtritt durch Piriformismuskel)
- Lokale Prozesse: Entzündungen, Verwachsungen, Tumoren o.ä.
- Hypertrophie des Musculus piriformis:
- Training
- Dauerhafte Anspannungs bei Fehlhaltungen, Schmerzen anderer Ursache
Anatomie
- Muskelansatz am Trochanter major, Ursprung an der Innenseite des Os sacrum, zieht durch Foramen ischiadicum majus.
- Der Muskel dreht den Oberschenkel auswärts und hilft bei der Abduktion.
- Innervation durch den N. piriformis (S1/2)
Symptome
- Ausgeprägte Schmerzsymptomatik im Bereich des Gesäßes, in Richtung Hüftgelenk, Os sacrum oder auch die Rückseite des Oberschenkels zierhend
- Verstärkung des Schmerzes wird durch Belastung, insbesondere Vornüberbeugen, Heben, längerem Laufen, Sitzen auf harter Unterlage
- Besserung des Schmerzes beim Strecken der Hüfte
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
- Druckschmerz bei Palpation des Muskels. (Bereich des Foramen ischiadicum majus, kaudal des M. glutaeus medius)
- Druckschmerz des M. piriformis bei vaginaler oder rektaler Untersuchung
- Schmerzauslösung durch Dehnung des Muskels (Innenrotation und Flexion)
- Spontane Beinlagerung nach außen (zur Entlastung)
- Schmerzauslösung bei Lasègue Test, Schmerzlinderung durch Außenrotation des Fußes bei positivem Lasègue
- Schmerzlinderung durch Zug am betroffenen Bein
- Schmerzen bei Piriformis Tests
- Zeichen nach Freiberg: Innenrotation des gestreckten Hüftgelenks bei gebeugtem Kniegelen, ev. zusätzlich Adduktion
- Zeichen nach Beatty: Aktive Hüftabduktion des betroffenenen Beines in Seitlagerung bei gebeugtem Bein
- Zeichen nach Filler: Aktive Adduktion / Kreuzen des betroffenen Beines gegen Widerstand im Liegen
- Zeichen nach Pace & Nagle: Beinabduktion gegen Widerstand im Sitzen
- JAGAS Test: Scherenbewegung des betroffenen Beines (Beinadduktion des betroffenen Beines über die Mittellinie)
Diagnostik
Nervenleitungsgeschwindigkeitsmessung:
- Nervus peronaeus und Nervus tibialis mit F-Wellen
- Untersuchung häufig unauffällig
Elektromyographie:
- zum Ausschluß einer lumbalen Wurzelaffektion
- Musculus piriformis kann elektromyographisch nicht untersucht werden
MRT Becken
- Nachweis einer Asymmetrie oder Hypertrophie des M. piriformis
- zum Ausschluß einer lokalen Druckschädigung
Therapie
- Physiotherapie (Kältetherapie, Entspannungsmaßnahmen)
- Symptomatische Schmerztherapie (Nichtsteroidale Antirheumatika)
- Symptomatische lokale Infiltration des Musculus piriformis mit Lidocain (auch diagnostisch hilfreich)
- Operative Exploration: Operation nur bei sicherer Diagnosestellung
- Botulinumtoxinbehandlung! (siehe Literatur)
Verlauf
- In der Regel sehr langwierig, verschleppte Diagnosestellung, schwierige Behandlung
Differentialdiagnose
- Radikulopathien, lokale Schmerzsyndrome der LWS
Weiterführende Literatur
- Klinische Neurophysiologie: Das Piriformis-Syndrom - Diagnostik und Therapie
- Nervenarzt : Piriformissyndrom bei extragenitaler Endometriose
- Pharmacotherapy : Botulinumtoxinbehandlung