Periphere Fazialisparese

Ätiologie

  • Idiopathisch
  • Herpes zoster oticus
  • Infektion:
    • Borreliose
    • HIV
    • Lues
  • Benigner und maligne Tumoren (Neurinome, Parotistumore...)
  • Melkersson-Rosenthal-Syndrom
  • Multiple Sklerose
  • Guillain-Barré-Syndrom/Miller-Fisher Syndrom
  • Sarkoidose
  • Trauma (Felsenbeinfraktur)
  • Basale Meningitiden
  • Moebius-Syndrom
  • Neurofibromatose Typ II
  • Vaskulitiden (Panarteriitis nodosa, Wegener Granulomatose)

Epidemiologie

  • Inzidenz ca. 20-30/10000

Symptome

  • Inkomplette oder vollständige Lähmung fazialisinnervierter Gesichtsmuskulatur (incl. Stirnast),:
    • Wimpernzeichen/Zilienzeichen (Signe de cils) bei forciertem Augenschluß
    • Lagophthalmus
    • Bell'sches Phänomen (sichtbare Aufwärtsbewegung des Bulbus bei Augenschluß)
    • Pfeifen, Backen aufblasen erschwert/nicht möglich
  • Hyperakusis (Parese des M. stapedius)
  • Geschmacksstörung vordere 2/3 der Zunge (Chorda tympani)
  • Gelegentlich initial auch Taubheitsgefühl
  • Minderung der Tränensekretion

Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung

  • Inspektion äußerer Gehörgang (Bläschen?)
  • Geschmacksprüfung
  • Ev. Schirmer-Test (Messung der Tränensekretion mit Löschpapierstreifen im inneren Augenwinkel)
  • Beteiligung weiterer Hirnnerven
  • Differenzierung zentrale oder periphere Parese

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Bei idiopathischer Fazialisparese

  • Prednison
  • Bei Persistenz Fortführung über insgesamt 14 Tage, dann Dosisreduktion wie oben
  • Krankengymnastik (Mimikübungen mit Innervation der gesunden Seite)
  • Augenklappe/Uhrglasverband
  • Augensalbe/Augentropfen
  • Bei fehlender Rückbildung Aufkleben eines Goldplättchen auf Oberlid zur Erleichterung des Augenschlusses
  • Bei Defektheilung eventuell Anastomose N. hypoglossus/N. fazialis, „Cross-face"-Plastik

Bei Borreliose

  • Antiobiotische Therapie mit Cephalosporin

Bei Zoster oticus

  • Antivirale Therapie mit Aciclovir

Procedere

  • Fazialisneurographie/Fazialisüberleitungszeit im Seitenvergleich:
    (Prognose bei Amplitude von 15-25% der betroffenen Seite im Seitenvergleich bei Messung innerhalb der ersten Woche gut)
  • Labordiagnostik (Borrelien IgM und IgG)
  • Elektromyographie im Verlauf (Reinnervation?)
  • Bei entsprechendem Verdacht Liquorpunktion
  • Ev. Blinkreflex
  • Ev. MEP (bei zentraler Parese läßt sich der Nerv occipital stimulieren)
  • Ev. Stapediusreflex
  • Ev. MRT-Kopf

Verlauf

  • In ca. 80% komplette Rückbildung
  • Beginn der Rückbildung meist innerhalb der ersten 6 Wochen
  • Bei >90% Neurodegeneration in der Neurographie in den ersten zwei Wochen nur ca. 50% mit guter Rückbildung
  • Praktisch ausnahmlos Reiinervation, gelegentlich jedich Defektheilung
  • Gel. Fehleinsprossungen mit Synkinesien (Blinzeln bei Mundbewegungen, Krokodilstränen (Tränenfluß beim Essen))
  • Rezidive in max. 10% der Fälle

Differentialdiagnose

  • Zentrale faziale Parese
  • Siehe auch Ätiologie

Weiterführende Literatur

Fachbücher

  • Erkrankungen der Hirnnerven - Hopf H. C., Kömpf D., Thieme Verlag

Fachartikel

  • Rehabilitationsmöglichkeiten bei Läsionen des N. facialis   - O. Guntinas-Lichius