Trigeminusneuralgie
Morbus Fothergill, Tic douloureux
Ätiologie
- Idiopathisch (auch als typische Trigeminusneuralgie bezeichnet)
- Symptomatisch (Multiple Sklerose, Tumoren)
- Pathophysiologie: Segmentale Demyelinisierung an Gefäß-Nervenkontakt, Bildung von Ephapsen (C und A-Delta-Fasern) dadurch Schmerzwahrnehmung bei sensiblen Reizen (Meist Kontakt zwischen der A. cerebelli inferior und dem N. trigeminus)
Epidemiologie
- Prävalenz ca. 1:2500
- Lebensalter >40LJ, meist >60LJ
Klinik
- Blitzartig einschießender stechender oder brennender Schmerz von heftigster Intensität, Sekunden andauernd (erst im Verlauf bis zu wenigen Minuten), wiederholt auftretend, meist kein typischer Dauerschmerz!
- Beschwerdefreie Intervalle!
- Schmerz triggerbar durch Berührung, Sprechen, Kauen, Zähneputzen, Luftzug...
- Lokalisation meist im Vereich des II+III Trigeminusastes (idiopathische Form)
- Bei Multipler Sklerose häufiger bds., jüngeres Erkrankungsalter
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
- Patient häufig schon inspektorisch auffällig, Patient vermeidet wegen Angst vor Schmerzattacken im aktuen Stadium Sprechen, Bewegungen des Kiefers.
- Untersuchung mit Fokus auf N. trigeminus (Cornealreflex, Palpation M. temporalis,.masseter), Masseterreflex (nur bei bds. Affektion pathologisch auffällig)
- Bei der idiopathischen Form keine Aufälligkeiten, bei der symptomtischen Form der Ursache entsprechend
Diagnostik
- MRT-Kopf (Frage Gefäß-Nervenkontakt, Tumor, Entzündung)
- Trigeminus-SEP
- Blinkreflex
- Masseterreflex (EMG)
Therapie
Medikamentös
Carbamazepin oder alternativ Oxcarbazepin
Phenytoin
Baclofen
Amitrptylin retard
-
Alternativ auch Therapieversuche mit Gabapentin und Lamotrigin gerrechtfertigt
Positive Erfahrungen auch mit Pimozid
Nicht medikamentös
- Thermokoagulation:
Thermische Schädigung des Nerven durch das Foramen ovale - Glycerininstillation:
- Ballonkompression:
Applikation eines Ballonkatheters durch das Foramen ovale, dadurch Druckschädigung des Nerven - Mikrovaskuläre Dekompression (nach Janetta):
Subokzipitale Kraniotomie, Verlagerung der Gefäßschleife mit alloplastischem Material, sehr eslten >1% ipsilaterale Ertaubung - Radiochirurgie mittels Gamma-Knife:
Bestrahlung in einer Dosierung von ca. 80 Gy, Beschwerdelinderung nach Tagen bis Wochen - Erfolgsquoten bei allen Verfahren ca 70-80%, Komplikationen durch sensible Ausfälle in ca, %, bei Op nach Janette am seltensten (nicht destruktiv)
- Ultima ratio: Reizstromtherapie: Elektrode im Ggl. Gasseri
Postinterventionell: Änästhesia dolorosa und Hirnnervenläsionen möglich
Procedere
- Medikamentöse Behandlung
- Bei Therapieversagern Versuch nichtmedikamentöser Verfahren
- MRT-Kopf (Nachweis Gefäßschlinge, Ausschluß Raumforderung)
Verlauf
- Häufig lange beschwerdefreie Intervalle, Rezidive häufig.
- Nach nichtmedikamentösen Verfahren Rezidivquote von ca. 50% nach 5 Jahren
Differentialdiagnose
- Atypischer Gesichtsschmerz
- Postzosterneuralgie
- Andere Neuralgien im Kopf-/Halsbereich (Glossopharyngeusneuralgie)
Weiterführende Literatur
- Erkrankungen der Hirnnerven, Thieme-Verlag
- Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen, Kohlhammer Verlag
Fachartikel
- Ärzteblatt: Chirurgische Verfahren inder Behandlung der Trigeminusneuralgie (Link)