Morbus Fabry (ICD-10 E75.2)
Fabry-Krankheit, Fabry-Syndrom, Fabry-Anderson-Krankheit, angiokeratoma corporis diffusum, alpha-galactosidase A deficiency, Fabry's disease, GLA deficiency, hereditary dystopic lipidosis
Historie
- Bennant nach dem deutschen Dermatologen Johannes Fabry (1860-1930)
- Unabhängige Erstbeschreibung durch Johannes Fabry (1898) und William Anderson
Epidemiologie
Prävalenz
Männer: Ca. 1:40.000-1:60.000
Inzidenz:
Ca. 1: 46001
Frauen:
Inzidenz unbekannt
Späteres Erkrankungsalter
Meist mildere Ausprägung
Zweithäufigste Lipidspeicherkrankheit
Genetik
- Mutation im GLA-Gen
- Omim Datenbank 300644
- >900 Mutationen beschrieben (Fabry Database)
- X-chromosomale Vererbung
- Genort: Xq22.1.
Pathophysiologie
- Mangel oder Fehlen von Alpha-Galaktosidase A (Enzym, das Glykosphingolipiden abbaut)
- Dadurch Akkumulation von Sphingolipiden (Globotriaosylceramid (Gb3) und deacylierter Form (Lyso-Gb3)) u.a. im Gefäßendothel, Kardiomyozyten, peripheren und zentralen Nervensystem (Schwann-Zellen, Ganglien der Hinterwurzeln, cerebrale Neurone, sensible A-Delta und C-Fasern ) und renalen Zellen
Symptome
- Beginn der Symptomatik häufig in der Kindheit (3-15 LJ)
Schmerzen
- Bereits in 2. Dekade
- Auftreten episodisch, selten permanent
- Schmerzkrisen über Stunden bis Tage
- Manifestation
- Hyperalgesie, Allodynie
- Schmerzen am ganzen Körper, Nacken- oder Kopfschmerzen
- Brennen in den Händen und Füßen (Akroparästhesien)
Kälte- und Hitzeintoleranz
-
Auslösung durch Temperaturerhöhung, Streß, Nahrungsmittel
Hautmanifestation
- Angiokeratomatose (>80% der Patienten)
- Stecknadelkopfgroße rötlich-schwärzliche Effloreszenzen (im Verlauf bis 10mm)
- Hände (insb. Finger) und Füße
- Periumbilikal
- Gesäß, Oberschenkel
- Gel. Schleimhäute, Lippen
- Konjunktiven
- Subepidermale Teleangiektasien
- Teleangieektasien
- Lymphoedeme
Störung der Schweißsekretion
- Anhidrosis oder Hypohidrosis
- Gel. auch Hyperhdrosis
- Hitzeintoleranz
Zerebrovaskuläre Symptome
- TIA
- Cerebraler Insult,
- Ca. 2-4% der Schlaganfall-Patienten zwischen 18-55 Jahren
- Insbesondere vertebrobasiläres und Posteriorstromgebiet
- Häufig Hirnstammsymptome
Hals-Nasen-Ohren-ärztliche Symptomatik
- Tinntius
- Hörstörung mit Hörstürzen, sensorineurale Hörminderung bis Hörverlust (5-30%)
- Vestibularisaffektion
- Schwank- oder Drehschwindel
Psychische Manifestation
- Affektive und/oder kognitive Störungen
- Depression
- Konzentrationsstörungen, reduzierte Aufmerksamkeit
Internistische Manifestation
- Niere:
- Gefäßveränderungen der Nieren
- Proteinurie, Niereninsuffizienz
- Gastrointestinale Beschwerden
- insbesondere nach Mahlzeiten auftretend
- Schmerzen
- Diarrhoe oder Obstipation
- Kardial
- Kardiomyopathie
- Linksventrikuläre Hypertrophie
- Intramyokardiale Fibrose
- Angina pectoris, Myokardinfarkt
- Herzrhythmusstörungen
- Reduzierte Herzfrequenzvariabilität (gel. bereits bei Kindern nachweisbar)
Ophthalmologische Manifestation
- Cornea verticillata/Vortexkeratopathie
- Wirbelförmige Trübung der Hornhaut
- 40-90% der Patienten
- Tortuositas vasorum
- Schlängelung der Augengefäße der Retina und Konjuktiva
- Katarakt
- Anteriore Kararakt
- Unspezifisch
- Posteriore, subkapsuläre Katarakt
- „Fabry Katarakt“
- Spezifisch für die Erkrankung
- Anteriore Kararakt
Diagnostik
Neurologische Diagnostik
- Duplexsonographie der extrakraniellen und intrakraniellen Gefäße
- Neurographie
- Sensible und motorische (untere und obere Extremität (CTS häufiger)
- In der Regel normale Neurographie!
- F-Wellen meist normal
- Quantitiativ sensorische Testung
- Messung Temperatur- und Schmerzempfinden
- Kaltdetektionsschwelle erhöht
- Autonome Diagnostik
- Sympathischer Hautreflex
- Gel. reduzierte Amplitude bei normalen Latenzen
- Bei ca. 2/3 nicht auslösbar
- Herzfrequenzvarianzanalyse
- Ninhydrin-Test
- Sympathischer Hautreflex
- Hautstanzbiopsie
- Messung der intraepidermalen Nervenfaserdichte
Radiologische Diagostik
- Cerebrale MR-Angiographie:
- Ektasie der A. basilaris>Carotis
- MRT-Kopf:
- Mikroangiopathie mit Läsionen der weißen Substanz>graue Substanz (Ca. 50% d.P.)
- Centrum semiovale, posterior periventrikulär
- T2- und FLAIR-Sequenzen
- Ev. Kalzifikationen: Globus pallidus, Pulvinar, Cerebellum
Augenärztliche Untersuchung
- Spaltlampe (Cornea verticillata)
- Konfokale Mikroskopie
- Differenzierung medikamentöse oder Lipidablagerung als Ursache der Hornhauttrübung
- Tortuositas vasorum – Schlängelung der Gefäße der Netzhaut
Hals-Nasen-Ohren-ärztliche Diagnostik
- Kalorikprüfung
- Audiometrie
Dermatologische Untersuchung
Genetische Diagnostik
Männer
- Erst Enzymdiagnostik mit Bestimmung der ⍺-Gal-A-Aktivität (siehe Labor)
- Danach Sequenzierung des GLA-Gens
Frauen
- Sequenzierung des GLA-Gens
- Molekulargenetische Analyse des alpha-Galaktosidase-A-Gens (GLA) mit Nachweis einer krankheitsverursachenden Genvariante
Eventuell Nervenbiopsie
-
N. suralis (unmyelinisierte Fasern reduziert)
Labor
- Serumkreatinin, GFR, Albumin,
- Lyso-Bb3 im Serum
- Parameter zur Messung der Krankheitsprogression
- Urin
- Proteine im Urin: Mikroalbuminurie
- „Urinstreifen“
- Nierenwerte
- Enzymdiagnostik:
- Bestimmung der Aktivität der alpha-Galaktosidase A (AGLA) in Leukozyten die
- Methode der Wahl zur Diagnosestellung.
- Bei Männern <1%
- Bei Frauen zur Diagnosesicherung ungeeignet
Internistische Diagnostik
- Herz
- (Belastungs-) EKG
- Echokardiographie
- Kardio-MRT
- 24-Stunden-Blutdruckmessung
- Ultraschall der Nieren und Nierenarterien
Asymptomatische Genträger sollten ca. alle 12 Monate untersucht werden
Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)
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Enzymersatztherapie (ERT)
- Agalsidase alfa
- Intravenöse Therapie
- Gabe alle 2 Wochen
- Agalsidase beta
- Intravenöse Therapie
- Gabe alle 2 Wochen
- Pegunigalsidase alfa
- Intravenöse Infusion
- Gabe alle 2 Wochen
Chaperontherapie
-
Migalastat
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