Paramyotonia congenita  (Eulenburg) (ICD-10 G71.19)

Kältemyotonie

Historisches

  • Erstbeschreibung durch deutschen Neurologen Albert Eulenburg (1840-1917)

Genetik

Gen/Lokus

Pathophysiologie

  •  Inkomplette oder verlangsamte Inaktivierung der Natriumkanäle und dadurch des Aktionspotentials

Epidemiologie

  • M=W
  • Erkrankungsbeginn 1.-3. Dekade (meist bis zum 20. Lebensjahr)
  • Prävalenz ca. 1/250.000

Symptome

  • Zunahme der Myotonie nach wiederholter Muskelaktivität
  • Verschlechterung bei Kälte - Dauer über Stunden nach Exposition
  • Wärme wirkt prophylaktisch, kann Symptomatik aber nicht bessern
  • Intermittierende schlaffe Lähmungen der Muskulatur (nicht unbedingt abhängig von Kälte oder Myotonie)
  • Symptomatik teilweise schmerzhaft
  • Beteiligung der Lidmuskulatur

Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung:

  • Keine atrophischen oder hypertrophischen Muskeln
  • Muskelprüfung nach kurzer und längere Belastung
  • Prüfung Myotonie
    • Perkussionsmyotonie (Schlag auf den Daumenballen)
    • Zungenmyotonie( Schlag auf die Zunge und unwillkürliche Kontraktion der Zungenmuskulatur)
    • Lidmyotonie (erschwertes Augenöffnen nach verstärktem Lidschluß)

Diagnostik

Elektromyografie

  • Diagnostik mit Kühlung der Extremität
  • Nachweis myotonen Entladungen (sensitiv aber nicht spezifisch)

Labor

  • Kreatinkinase - Häufig um das doppelte erhöht

Genetische Untersuchung

  • Siehe auch oben "Genetik"

Muskelbiopsie

  • Nur zur Klärung bei unklarer klinischer Symptomatik

Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)

Medikamentöse Therapie

  • Mexiletin
  • Propafenon
  • Flecainid
    • Bei allen 3 Präparaten kardiale Diagnostik vor Therapiebeginn (Herzrhythmusstörungen)
    • Wiederholte EKG-Ableitungen in der ersten Behandlungswoche (QRS-Zeit!)
    • Im weiteren Verlauf vierteljährliche EKG-Untersuchungen
  • Carbamazepin
  • Lamotrigin
  • Behandlung eventuell nur situationsabhängig, prophylaktisch 1-2 Tage vor bestimmter Situation

Nicht medikamentöse Therapie

  • Vermeidung kalter Umgebungstemperatur
  • Vermeidung körperliche Belastung

Verlauf

  • Keine klinische Progredienz

Literatur

  • Eulenburg, A. Ueber eine familiare, durch 6 generationen verfolgbare Form congenitaler Paramyotonie. Neurologisches Centralblatt 12: 265-272, 1886.