
Ratgeber Neglect
Hogrefe Verlag 2020, 2. Aktualisierte Auflage, 93 S., €Ein Neglect tritt meist nach einer rechtshirnigen Schädigung auf, insbesondere bei Schlaganfällen. Da sich die Symptomatik bei leichter Ausprägung für den behandelnden Arzt nicht immer auf den ersten Blick erschließt, erfolgt eine differenzierte Diagnose häufig spät. Aufgrund der Notwendigkeit einer intensiven Therapie ist es jedoch erfreulich, daß dieser Ratgeber, der inzwischen in der 2. Auflage vorliegt, Betroffenen, Angehörigen und Therapeuten einen informativen Einblick in diese Störung ermöglicht. Das Werk erläutert auf verständliche Weise die Ursachen, die verschiedenen Formen des Neglects sowie diagnostische und therapeutische Möglichkeiten. Besonders für Angehörige dürften die Empfehlungen hilfreich sein, wie sie den Erkrankten bei der Wiedererlangung verlorener Funktionen unterstützen können. Informationen zur Fahreignung, Fallbeispiele und nützliche Adresse komplettieren diesen interessanten und unbedingt empfehlenswerten Ratgeber.
© Patrick Thilmann | Neurologienetz.de
Die Schwindel-Ambulanz
Herbig expertenrat, 1. Auflage 2019, 158 S. € 18.-Schwindel ist nicht gleich Schwindel. Seine Ursachen sind vielfältig und nicht ausschließlich im Innenohr verortet. Lange ist daher oft die Odyssee der Patienten ebenso wie die Liste der Fehldiagnosen. Diesem Problem nimmt sich die Autorin an, die sowohl über die mögliche Ursachen aufklären als auch therapeutische Möglichkeiten aufzeigen will. Dabei gelingt es ihr, nahezu sämtliche relevanten Schwindelursachen, die dem Arzt in der täglichen Praxis begegnen, kurz und dennoch prägnant sowie laienverständlich darzustellen. Auch die diagnostischen Methoden sowie die typischen Symptome der verschiedenen Formen des Schwindels werden gut zusammengefasst. In der Gesamtschau kommt der Leser zu dem Fazit, dass es zwar sehr schwierig sein kann, anhand des Symptoms „Schwindel“ die richtige Diagnose zu stellen, aber eine präzise Anamnese und nur wenige Untersuchungen ausreichen können, um zu einem fundierten Ergebnis zu kommen, ohne – wie in der ärztlichen Praxis häufig zu beobachten - auf die scheinbar naheliegende, aber letztlich nicht fundierte Begründung mit einer Halswirbelsäulen-Problematik ausweichen zu müssen. Im Anhang des Buchs finden sich darüber hinaus Übungen bei Gleichgewichtsstörungen und psychologische Tipps zum häufigen funktionellen Schwindel. Der Ratgeber ist Betroffenen uneingeschränkt zu empfehlen, da er, sofern die richtige Diagnose erst einmal gestellt ist, gut über das jeweilige Krankheitsbild aufklärt, dem Patienten aber auch andererseits bei noch unklarer Diagnose wichtige Informationen an die Hand gibt, um sich im Dschungel der Schwindelursachen zu orientieren und vielleicht sogar selbst das zu den Beschwerden passende Krankheitsbild zu finden. Nicht zuletzt dürften selbst Hausärzte im Praxisalltag von den wertvollen Informationen profitieren, um kompetent die Weichen für die weitere Diagnose stellen zu können.
© Patrick Thilmann | Neurologienetz.de