SUDEP

Erklärung des Begriffs

  • Sudden Unexpected Death in Epilepsy

Historie

Erste Fallberichte Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich

Epidemiologie

  • Inzidenz ca.0,6 / 1000 Patientenjahre
  • Inzidenz ca. 0,1-0,2/1000 Patientenjahre bei Kindern
  • Inzidenz ca. 9/1000 Patientenjahre bei therapiereraktären Epilepsien
  • Ursache von 5-20% der vorzeitigen Todesfälle von Epilepsiepatienten

Risikofaktoren

  • Männliches Geschlecht
  • Alter <16 Jahre bei Beginn der Epilepsie
  • Häufigkeit der Anfälle
    • 1-2 Anfälle pro Jahr:         ~3-faches OR
    • Bis 12 Anfälle pro Jahr:     ~8-faches OR
    • >50 Anfälle pro Jahr        ~15-faches OR
  • Nächtliche Grand mal Anfälle
  • Bauchlage im Schlaf
  • Langjährige therapierefraktäre Epilepsie

Pathophysiologie

  • Grand mal Anfall mit Tachykardie
  • Postiktale Tachypnoe
  • Suppression im EEG
  • Im Verlauf  Verlangsamung und Verflachung der Atmung und Apnoeperioden
  • Im Anschluß Bradykardie und Asystolie
  • V.a. „early postictal neurovegetative breakdown“

Definition

  • Plötzlicher unerwareter Tod bei Epilepsie, mit oder ohne Anhalt eines vorausgehenden Anfalls
    Kein Anhalt eines vorausgehenden Status epilepticus

Klassifikation:

  • Sicherer SUDEP
    • Postmortale Untersuchung ergibt keine Hinweis einer anderen Todesursache
  • Wahrscheinlicher SUDEP
    • Keine Autopsie aber Erfüllung der übrigen diagnostischen Kriterien
  • Möglicher SUDEP
    • Wenn andere mögliche Todesursachen gefunden wurden

Symptome

  • Beginn mit einem Grand mal, häufig nachts
  • Unter Pathophysiologie beschriebenes Verlaufsmuster mit dysfunktionaler Atmung und folgenden Herzrhthmusstörungen
  • Tod innerhalb von ca. 10 Minuten nach Anfallsende

Prophylaxe

  • Aufklärung jedes Risikopatienten über Risikofaktoren (Siehe oben!)
  • Reduktion der Anfallsfrequenz
  • Verbesserung der Compliance mit regelmäßiger Medikamenteneinnahme
  • Detektion unerkannter nächtlicher Anfälle
    • Evtl. Videomonitoring in Klinik oder
    • Webcams durch den Patienten
  • Auschöpfung aller Therapiemöglichkeiten bei therapieresistenten Patienten
    • Frühe epilepsiechirurgische Diagnostik und Therapie
    • Vagusnervstimulation
  • Elektronische Warngeräte (Erkennung einer plötzlichen Tachykardie)
  • Nutzung eines harten Schlafkissens zur Verbesserung der Atmung (Anti-suffocation pillow)
  • Schlafen auf dem Rücken
  • Wenn möglich Schlafen einer weiteren Person im Schlafzimmer des Epilepsiekranken
  • Schulung Angehöriger und des Pflegepersonals in kardiopulmonaler Reanimation

Therapie

  • Patient nach Anfall in Seitenlage bringen (Verbesserung der Atmung)
  • Evtl. Wachrütteln (Stimulation Kreislauf, Atmung)
  • Beobachtung der Atmung, Sauerstoffgabe (wenn möglich)
  • Kardioplulmonale Reanimation – früh beginnen, da besseres Outcome!
  • Rettungsdienst informieren bei
    • Atembeschwerden
    • Langer Dauer eines Anfalls
    • Erneuter Anfall
    • Fehlendes Erlangen des Bewußtseins über 5 Minuten
  • Evtl. Prophylaktische Therapie mit SSRI (hierunter wohl seltener Atemstörungen im Rahmen des SUDEP)

Weiterführende Literatur

 

MORTEMUS Studie (Mortality in Epilepsy Monitoring Unit Study)

Englischsprachige Website zum Thema