Herpes zoster
Zosterneuralgie, Post-Zoster-Neuralgie, Postherpetische Neuralgie (PHN), Gürtelrose, Gesichtsrose
Erreger
- Varizella zoster Virus, Herpesvirus (DNA-Virus)
- Hochkontagiös, aerogene Übertragung
Ätiologie
- Reaktivierung latenter Viren in Spinalganglien oder Ganglion Gasseri/geniculi mit Ausbreitung in den peripheren Nerv sowie gelegentlich zentripetale Ausbreitung in Rückenmark (u.a. Hinterhorn) und Gehirn
- Nach Primärinfektion Ausbreitung der Viren über axonalen Transport in die sensiblen Ganglien
Epidemiologie
- Zunahme im höheren Lebensalter (meist>60LJ.)
- Auftreten bei schwacher Immunlage (HIV!, Diabetes, Infekte, Malignome...)
- Inzidenz 2-3/1000
- Häufigste Komplikation: Zosterneuralgie (ca. 10%)
- In ca. 20% Manifestation im Bereich des Kopfes
- Zoster-Encephalitis: (in ca. 0,1-0,5/1000 Varizelleninfektionen)
Symptome
Allgemein
- Inkubationszeit 10-21 Tage
- Kopf-, Gliederschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl, subfebrile Temperaturen
- Lymphknotenschwellung
Haut
- Dumpfe, ziehende Schmerzen in meist 1-2 Dermatomen
- Nach 3-4 Tagen meist einseitiges Auftreten von Bläschen und Hautrötung, nach wenigen Tagen verschorfen die Bläschen und fallen ab
- Gel. Bildung von Narben (Depigmentierung)
- Nekrotischer Zerfall möglich (Zoster gangraenosus)
- Selten Einblutung in Hauteruptionen (Zoster haemorrhagicus)
- Zoster sine herpete (Schmerzen ohne Bläschen, dann gel. Erythem)
- Meist thorakaler Befall (Th3-L4), selten lumbaler oder sakraler Befall
- Gel. primär Schmerzsymptomatik und Auftreten der Efffloreszenzen nach bis zu einer Woche
Zosterradikulitis
- Zosterneuralgie
- Starke ziehende bohrende, brennende Schmerzen, spontan oder als Allodynie
- Radikuläre Ausfälle:
- Sensibilitätsstörung (Hypästhesie und Hypalgesie)
- Gel. Anästhesia dolorosa
- Radikuläre Paresen im jeweiligen Segment
- Symptomatik kann Banscheibenvorfall imitieren (Zoster sine herpete!)
- Zwerchfellparese mögich (Affetkion Nervus phrenicus)
- Reflexausfall
- Selten Blasenstörungen u. Mastdarmstörungen
- Bei Affektion des Grenzstranges Anhidrose
Sonderformen
Zoster Ophthalmicus
- Einseitiger Befall der Stirnhaut, Konjunktiva, Cornea
- Keratokonjunktivitis, Iritis, Neuritis nervi optici
- Pupillotonie
- Augenmuskellähmung (bei basaler Meningitis) - günstige Prognose
- Bläschen Nasenspitze
- Komplikation: Zostervaskulitis: Ipsilaterale vaskulitische Gefäßinssulte meist im Versorgungsgebiet der ACI
- Fazialisparese möglich (seltener als beim Zoster oticus)
Zoster oticus
- Hauterscheinungen:
- Rötung des Ohres einhergehend mit Schmerzen
- Gel. nur einzelne Bläschen, äußerer Gehörgang, Trommelfell, oder auch Ohrmuschel, Zunge, Hals
- Periphere Fazialisparese (nach 1-2 Wochen)
- Selten Abduzenslähmung, Hypoglossuslähmung, Parese N. vagus, Singultus (Vagus)
Zostermyelitis
- Auftreten ca. 10-14 Tage nach Exanthembeginn
- Querschnittsartige Sensibilitätsstörungen
- Blasen-, Mastdarmstörungen
- Reflexdifferenzen
- Paresen
- Pathologische Reflexe
Zoster- (Meningo-)Enzephalitis
- Auftreten 3-10 Tage nach Exanthembeginn
- Bewußtseinsstörung
- Zerebrale Herdsymptome (Epileptische Anfälle, Psychosyndrom)
- Fieber
- Meningismus
- Gel. Fazialisparese und Okulomotorikstörungen
- Gel. Auftreten als ADEM (Akute Demyelinisierende EncephaloMyelitis)
Polyradikulitis
- Guillain-Barré-Syndrom ähnliche Symptomatik
- Auftreten 2-8 Wochen nach Auftreten des Exanthems
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
- Bei Zoster oticus Bläschen im äußeren Gehörgang
- Segmentale Paresen?
- Sensibilitätsprüfung
Therapie - Detaillierte Informationen nach Ärzte-Login
Herpes zoster
- Aciclovir
- Valaciclovir
- Famciclovir
- Foscarnet
- Brivudin
- Sorivudin
- Orale Therapie in der Regel ausreichend
- Wiederholte antivirale Therapie nicht sinnvoll
- Prednisolon 1mg/kg KG während Akutphase (Effloreszenzen)
Zosterneuralgie
- NSAR (Diclofenac, Ibuprofen)
- Lidocain-Pflaster
- Capsaicinsalbe lokal
- Antikonvulsiva:
- Carbamazepin retard
- Gabapentin
- Pregabalin
- Amitriptylin
- Retardierte Opioide
- Sympathikusblockade
- Selten Drezotomie notwendig (Dorsal root entry zone coagulation)
- Amantadin (in allen Stadien)
- Kombination der Analgetika sinnvoll!
Diagnostik
Liquor
- Bei unkompliziertem Zoster lymphozytäre Pleozytose 20-70 Zellen, normales Eiweiß
- Bei Zostermeningits: Zellzahl bis >1000, Eiweißerhöhng (0,7-1g/l)
- Bei Zostermyelitis: Zellzahl meist <50, Eiweißerhöhung
- Bei Affektion des ZNS Zoster-Virus-spezifische Antikörpernachweis mittels ELISA
- Ev. PCR auf VZV-DNA
- Virusnachweis aus Bläscheninhalt möglich
- MRT-Kopf bei V.a. Zostermeningoencephalitis (generealisiertes Hirnödem)
- MRT-WS bei V.a. Zostermyelitis
- Konventionelle oder kernspintomographische Angiographie bei Va. Zostervaskulitis
- Ev. EMG/NLG bei zervikaler oder lumbosakraler Radikulopathie
-
Meldepflicht bei Erkrankung und Tod durch Virusmeningitis
Verlauf
- Bei Zostermyelitis meist günstiger Verlauf mit Resitutio ad integrum oder nur leichter Residualsymptomatik
- Risiko der Post-Zoster-Neuralgie wird erhöht durch:
- Alter (Zosterneuralgie persistiert > 1 Jahr im Alter >60J bei >50%)
- Weibliches Geschlecht
- Schmerzintensität zu Beginn der Erkrankung
- Ausmaß des Befalls
- Kraniosakraler Befall
- Verlauf sehr variabel
Aktuelle Patientenstudien
- Unter der Rubrik "Studien" finden Sie aktuelle Therapiestudien zum Herpes zoster
- Sollte Interesse an der Teilnahme an einer Therapiestudie bestehen, könne Sie Ihre Patienten mit deren Einverstädnis bei den angegebenen Studienzentren melden.
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