Mal de Débarquement Syndrom (MdDS) (ICD-10 H81.8)
Landkrankheit
Ätiologie/Pathophysiologie
- Genaue Ursache unklar
- Vermutlich Maladaptation des vestibulo-okulären Reflexes durch Differenz zwischen okulärer und vestibulärer Wahrnehmung
- Funktionellen MRT Untersuchung
- Erhöhte Aktivität zwischen entorhinalem Kortex/linker Amygdala und Kortexregionen, die vestibuläre und visuelle Informationen verarbeiten.
- Reduzierte Aktivität zwischen Kortex/linker Amygdala und präfrontalem Kortex
Epidemiologie
- Inzidenz unklar
- Manifestation meist im Alter zwischen 40 und 50 Jahren
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Symptome
- Schwindelgefühl an Land nach Aufenthalt auf dem Wasser, Busfahrt, Flugreise o.ä.
- Gefühl eines meist gerichteten Schwindels
- Schwanken, Kippen, leichte Bewegung
- Typischerweise kein klassischer Drehschwindel
- Auftreten unabhängig von der Körperposition, verstärkt im Stehen
- Symptomatik kann gel. durch aktive Bewegung verstärkt werden
- Auftreten mit offenen und geschlossenen Augen
- Symptomatik wird erst nach 48h als pathologisch gewertet
- Begleitsymptomatik
- Räumliche Desorientierung, Müdigkeit, Unverträglichkeit visueller Bewegungen, Kopfschmerzen und Angstzustände
Diagnosekriterien der Bárány Gesellschaft
- A. Schwindel ohne Drehung, gekennzeichnet durch eine oszillatorische Wahrnehmung ('Schaukeln', 'Wippen' oder "Schwanken"), das kontinuierlich oder fast den ganzen Tag über vorhanden ist
- B. Beginn tritt innerhalb von 48 Stunden nach Ende der Exposition gegenüber passiver Bewegung
- C. Die Symptome nehmen vorübergehend ab, bei erneutem Aussetzen der passiven Bewegung
- D. Symptome dauern >48 Stunden an
- D.0 MdDS in Entwicklung: Die Symptome halten an aber der Beobachtungszeitraum war kürzer als 1 Monat
- D.1 Vorübergehendes MdDS: Die Symptome verschwinden zum 1 Monat oder vor 1 Monat und der Beobachtungszeitraum erstreckt sich mindestens bis zum Zeitpunkt der Auflösung der Symptomatik
- D.2 Anhaltende MdDS: Die Symptome dauern länger als 1 Monat
- E. Symptome, die nicht besser durch eine andere Krankheit oder Störung erklärt werden können
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
- Im Stehen oder Sitzen gel. leichtes Schwanken
- Ansonsten unauffälliger neurologischer Status
Diagnostik
Hals-Nasen-Ohren ärztliche Untersuchung
- Kalorikprüfung
- Untersuchung unauffällig
- Ausschluß anderer vestibulärer Störungen
Kernspintomographie des Kopfes
- Ausschluß Affektion Hirnstamm/Kleinhirn, Kerngebiete des N. vestibulocochlearis
Therapie
- Keine etablierte Therapie
- Transkranielle Magnetstimulation
- Lokalisation: Linker dorsolateraler präfrontaler Kortex
- Bisher nur kleine Fallserie ohne Kontrollgruppe
- Rekalibrierung des vestibulo-okulären Reflexes
- Optokinetische Stimulation
- Ca. 0,3 Hertz
- Kippen des Kopfes um +/- 20°
- Test mit OKN-Trommel
Verlauf
- Meist spontane Remission
- Dauer variabel
Differenzialdiagnose
- Bilaterale Vestibulopathie (Auftreten eher im Stehen/beim Laufen)
- Zentraler Schwindel
- Vestibuläre Migräne
- Reisekrankheit
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