HyperCKämie
Formen
- Asymptomatischer HyperCKämie
- CK-Erhöhung ohne klinische Symptomatik und subjektive Beschwerden
- Pauci oder oligosymptomatische HyperCKämie
- CK-Erhöhung mit subjektiven Beschwereen (z.B. Muskelsteifigkeit oder Krämpfen) ohne objektivierbare neuromuskuläre Symptome
- Idiopathische HyperCKämie
- CK-Erhöhung ohne internistische, neuromuskuläre, physikalische oder medikamentöse Ursache
- Mutation in einem NME-Gen
Biochemie
Isoenzyme der Kreatinkinase
- Muskeltyp: CK-MM (>90%)
- Herztyp: CK-MB (<6%)
- Hirntyp: CK-BB (<1%)
- Mitochodrientyp:CK-MiMi
Eigenschaften
- Kreatinkinase bewirkt durch Phosphorylierung Umwandlung von Kreatin und Phosphat in Kreatinphosphat (und umgekehrt)
- Halbwertszeit der Kreatinkinase: Ca. 17h
Normwerte
- Männer < 350 U/l
- Frauen <200 U/l
- Werte bei Personen afrikanischer Herkunft bis zu 1200U/l bei Männern, bei Frauen ca 600 U/l
Maximale obere Grenze des Normwerte der Kreatinkinase
- Werte über 1000 U/l deuten auf myogene Ursache
- Männer: Ca. 500 U/l
- Frauen: Ca. 325 U/l
Veränderungen der Kreatinkinase im Verlauf
- Maximum der Erhöhung nach Muskelschädigung (z.B. Trauma): 24h
- Normalisierung der Laborwerte erst nach ca. 4-5 Tagen
- Höhe der CK-Erhöhung nach muskulärer Beanspruchung genetisch variabel
- Erhöhung nach exzessiver körperlicher Belastung bis auf bis zu 400.000 U/l
Ursachen einer CK-Erhöhung
Neuromuskuläre Erkrankungen
- Muskeldystrophien
- Myositiden (Polymyositis, nekrotisierende Myositis)
- Mitochodriopathien
- Myotonien
- Motoneuronerkrankungen
- Hereditäre und idiopathische Neuropathien
Medikamente
- Statine
- Fibrate
- Amiodaron
- ATII-Blocker
- Chloroquin
- Colchizin
- Propofol
- Clozapin
- D-Penicillinamin
- Interferon Beta
- Antiretrovirale Medikamente (z.B. Zidovudine)
- Procainamid
- Steroide
- Vincristin
Physikalisch
- Muskeltrauma
- Injektionen
- Elektromyographie: Max. 1,7-facher Anstieg
- Druckschäden (Quetschung, Kompartment-Syndrom)
- Epileptische Anfälle
- Muskelarbeit/Sport
Infektionen
- Viral
- Epstein-Barr Virus, Echoviren, Adenoviren, Influenzaviren, Coxsackieviren, Herpesviren
Endokrinopathien
- Hypothyreose (häufig), thyreotoxische Myopathie
- Hyperparathyreoidismus
- Morbus Addison
Toxine
- Alkohol, Kokain, Heroin,
Schwangerschaft
Weitere Erkrankungen
- Nierenerkrankungen
- Obstruktives Schlafapnoesyndrom
- Maligne Hyperthermie
- Narkosekomplikation mit CK-Erhöhung und Hyperthermie
- Auftreten nach Inhalationsnarkotika oder depolarisierenden Muskelrelaxantien
- Makro-CK
- CK-IgG Antikörper Komplex oder oligomere mitochondriale CK
Prävalenz 1-3% - Assoziiert mit Autoimmunerkrankungen (CK-IgG) oder schweren apoptotischen Erkrankungen (mitoch. CK)
- CK-IgG Antikörper Komplex oder oligomere mitochondriale CK
Anamnese & klinische Untersuchung
Myalgien
- Hinweis für Myositiden
- Metabolische Myopathien
- Muskeldystrophien
- McArdle-Erkrankung
- Hyothyreotische Myopathie
Neurologische Untersuchung
- Umschriebene Muskelschwäche?
- Muskelatrophien?
- Begleitende Symptome als Hinweis auf o.g. Ursachen?
Diagnostik
Laborkontrolle
- Kontrolle der CK-Werte erst nach mind. 7 Tagen
- Kontrolle mit mehrtätiger vorausgehender körperlicher Schonung und Alkoholkarenz!
- Ergänzende Bestimmung von Myoglbin, LDH, Aldolase, GOT, GPT
- Labordiagnostik hinsichtlich möglicher Ursache (siehe oben)
- Gendiagnostik entsprechend des klinischen Verdachts bei Myopathie
Elektrophysiologische Untersuchung
- Elektroneurographie
- Elektromyographie
- Bei knapp 50% der Fälle pathologisch
Bildgebung
- Kernspintomographie evtl. betroffener Muskulatur
Muskelbiopsie
- Sinnvoll bei persistierend erhöhten CK-Werten, pathologischen EMG, Myalgien
- Bei ca. 2/3 pathologische Befunde, häufig unspezifisch
Procedere bei CK-Erhöhung
HyperCKämie unklarer Ätiologie
- Verzicht auf Medikamente, die eine maligne Hyperthermie auslösen können sollte erwogen werden
Medikamentös induzierte CK-Erhöhung:
- Statine
- Erhöhte CK Werte bis zum 4-5 fachen des oberen Normwertes bei Beschwerdefreiheit können evtl. toleriert werden
- Bei 5-10 fach erhöhten CK Werten (upper limit of normal)
- Auslaßversuch über mind. 6 Wochen
- Gel. Normalisierung erst nach Monaten
- Wechsel des Statins: z.B. Pravastatin
- Bei 10-fach erhöhten Werten Absetzen des Statins
- Alternativ PCSK9-Hemmer
Massiv erhöhte Creatinkinase
- Bei stark erhöhter CK (>15.000), Gefahr eines Nierenversagens durch Rhabdomyolyse (Tubulusschädigung durch Myoglobin!)
- Zusätzliche Bestimmung von Kreatinin, Phosphat, Calcium (prognostische Marker)
- McMahon Score zur Prognoseabschätzung
- Forcierte Diurese (evtl. Schleifendiuretika)
- Flüssigkeitszufuhr per Infusion
Literatur
- HyperCKemia - Evaluation for elevated creatine kinase is a required skill for neurologists. Nicholas J. Silvestri, MD; and Gil I. Wolfe, MD Practical Neurology