Ursachen eines epileptischen Anfalls

Anfall nach Provokation

  • Ursachen:
    Alkohol, Flickerlicht, Drogen, Fieber, Eklampsie, Alkohol-, Medikamenten-, Drogenentzug, Medikamente
  • Vermeidung der Anfallsauslöser, Behandlung der Grundkrankheit
  • Bei Nachweis epilepsietypischer Potentiale nur unter Provokation: Keine zwingende Behandlungsindikation, individuelles Abwägen, Kontroll-EEGs
  • Auch ein provozierter Anfall kann der Beginn einer Epilepsie sein!
  • Schlafentzug per se kein Risiko für Gelegenheitsanfall
    • Schlafmangel kann Anfälle bei bekannter Epilepsie auslösen!

Nach cerebraler Schädigung

  • Frühanfälle (nach Schlaganfall, ICB):
    • Anfälle können sistieren, Behandlung auf Dauer nicht zwingend indiziert
  • Frühanfälle (nach Schädel-Hirn-Trauma):
    • Bei offenenem SHT mit EEG Herd oder nachgewiesener substantieller Hirnschädigung: Wegen Risikos von Anfallsrezidiven prophylaktische Behandlung erwägen!
  • Spätanfälle:
    • Höheres Rezidivrisiko, da davon ausgegangen wird, daß „Narbengewebe" Anfälle auslöst
  • Subarachnoidalblutung:
    • Anfallsrisiko häufiger als nach cerebraler Ischämie oder intracerebraler Blutung
  • Bei Alkoholabghängigkeit:
    • Bei Entzugsanfällen:
      • Keine zwingende Behandlungsindikation für Dauertherapie, nur Anfallsprophylaxe i.R. der Entzugsbehandlung (z.B. Diazepam)

Rezidivrisiko nach erstem epileptischen Anfall

Unprovozierter Anfall

  • Rezidivrisiko innerhalb eines Jahre ca. 60%
  • Innerhalb von 3 Jahren Wahrscheinlichkeit ca. 73%
  • Risiko bei auffälligem EEG >70% innerhalb von 10 Jahren
  • Bei typischer Anfallssemiologie für eine Temporallappenepilepsie Wahrscheinlichkeit eine Epilepsie zu entwickeln >65%
  • Erhöhtes Anfallsrisiko bei zu Semiologie passendem MRT-Befund (z.B. Ammonshornsklerose oder kortikale Dysplasie)
  • 2 Anfälle innerhalb kurzer Zeit ermöglicht nicht die Diagnose einer Epilepsie
    • Für Diagnosestellung mind. 2 Anfälle mit Abstand von 24h

 

Provozierter Anfall

  • Rezidivrisiko bei Vermeidung/Abklingen der Auslösefaktoren gering z.B. Alkoholkonsum, Fieber, Medikation
  • Aufwach Grand mal nach Schlafmangel typisch für beginnende Epilepsie (Schfalentzug per se kein Risiko wenn keine Epilepsie bekannt ist)

Diagnostik

Anamnese

Anfallstyp

  • Frage der Anfallssemiologie als Hinweis eines fokalen Ursprungs (dann erhöhtes Rezidivrisiko)
    • Bisher nicht als epileptisch gewertete Myoklonien
    • Aurasymptomatik
    • Nicht diagnostizierte Absencen im Kindesalter? ((Verträumtheit/ADHS-Diagnose)
  • Hinweise für vorausgehende bisher nicht diagnostizierte Grand mal Anfälle (unklare Bewußtsseinsstörungen?)
  • Exakte Anfallsbeschreibung durch Dritte

 Kernspintomographie des Kopfes

  • Durchführung nach Epilepsieprotokoll

Elektroenzephalographie

  • Provokationsmechanismen (Photostimulation, Hyperventilation, Schlafentzug bzw. Schlaf-EEG)
  • Video-EEG: Bei entsprechendem Verdacht

Labordiagnostik

  • Prolaktin
    • Bestimmung möglichst innerhalb von 20 min. (Höchste Aussagekraft)
    • Sensitivität für bilaterale tonisch-klonischer Anfälle ca. 60%
    • Sensitivität für fokale Anfälle mit Bewußtseinsstörung ca. 45%
    • Gel. auch bei Synkopen erhöht!
  • Kreatinkinase
    • Sensitivität für tonisch-klonische Anfälle ca. 45%
    • Maximaler Anstieg nach ca. 24h (siehe auch HyperCKämie)
    • DD psychogene Anfälle!
  • Routinelabor
    • Zum Ausschluß symptomatischer Anfälle
    • Blutbild mit Thrombozyten
    • Leberwerte
    • Elektrolyte (inklusive Kalzium)
    • TSH
    • CRP

Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung

Anfallsstigmata

  • Zungenbiß
  • Enuresis/Enkopresis
  • Verletzungen

Körperliche Untersuchung

  • Hinweise für symptomatischen Anfall
  • Fokal neurologische Defizite
  • Temperaturmessung (Infekt?)

Therapie bei einem ersten epileptsichen Anfall

Kriterien eines Therapiebeginns

  • Rezidivrisiko erneuter Anfälle (siehe oben)
  • Berufliche Situation (Führerschein, Arbeiten mit Verletzungsgefahr bei Anfall...)
  • Private Situation (z.B. Planung Schwangerschaft)

Personalisierte Medikation

  • Abhängig von Epilepsiesyndrom
  • Lebenssitutation und-plan des Betroffenen
  • Begletimedikation
  • Alter
  • Geschlecht