Lebersche hereditäre Optikusneuropathie (LHON) ICD-10 H47.2
Leber Optikusatrophie, Lebersche Optikusatrophie
Engl.: Leber hereditary optic neuropathy oder Leber optic atrophy
Historisches
- Erstbeschreibung 1871 durch den deutschen Ophthalmologen Theodor Leber (1840-1917)
Epidemiologie
- Auftreten meist in 2. und 3. Dekade, selten nach dem 50. Lebensjahr
- Prävalenz ca. 1:30.000-1:50.000
- m>>w, ca. 5:1
- Vererbung über die Mutter – Familienanamnese!
Genetik
- Punktmutation der mtDNA
- Meist Mutation im Komplex I Subunit 1 der NADH Dehydrogenase)
- 3 Hauptmutationen (ca. 90% der Betrofenen) an Positionen
- m.3460G>A in MT-ND1
- m.11778G>A in MT-ND4 (bei ca. 70% der Patienten nordeuropäischer Abstammung)
- m.14484T>C in MT-ND6
- Weitere Mutationen im Komplex III, IVoder dem ATP Synthase 6 Gen
- Geringe klinische Penetranz des Gendefekts
- Affektion von ca. 50% der männlichen Genträger
- OMIM-Datenbank
Pathophysiologie
- Verlust retinaler Ganglienzellen durch verminderte ATP-Synthese durch Störung des mitochondrialen Stoffwechsels u.a. durch freie Radikale
- Nikotinkonsum und Alkoholkonsum können Manifestation fördern
Ursachen
Symptome
Sehstörung
- Beginn mit subakuter Sehverschlechterung meist eines Auges
- Bei ca. 25% beidseitige Manifestation
- Reduziertes Farben- und Kontrastsehen
- Zentraler Gesichtsfeldausfall (vergrößertes Zentralskotom)
- Symptomatik schmerzlos
- Visusminderung über wenige Monate rasch progredient
- Restvisus meist ca. 10%
- Zeitnahe Affektion des zweiten Auges (meist innerhalb von 1-3 Monaten, selten Jahre)
Neurologische Belteitsymptomatik
- Tritt selten auf
- Orthostatischen Tremor
- Ataxie
- Polyneuropathie
- Myopathien
- Bewegungsstörungen
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
- Ophthalmologische Untersuchung
- Fundoskopie
- Prüfung mit Sehtafeln
- Prüfung auf Störungen des Farbsinns
- Untersuchung auf
- Sensible Polyneuropathie
- Posturalen Tremor
- Muskelschwäche
- Koordinations- und Feinmotorikprüfungen
- Gangprüfungen
Diagnostik
Visuell evozierte Potentiale
- Verzögerte und evtl. verplumpte Potentiale
Kernspintomographie des Kopfes
- Gel. Hyperintensität des Nervus opticus sowie Läsionen der weißen Substanz
Ophthalmologische Untersuchung
- Fundoskopie
- Ödem der peripapillären retinalen Nervenfaserschicht
- Retinale Teleangiektasie
- Hyperämie der Sehnervenpapille
- Im Verlauf Atrophie der Sehnervpapille
- Aber initial gel. keine Veränderungen der Netzhaut
- Optische Kohärenztomographie (Differenzierte Darstellung der Schichten der Netzhaut)
- Gesichtsfeldperimetrie
- Vergrößertes Zentralskotom
- Wiederholte Untersuchungen innerhalb von Wochen
Gentest
- Siehe unter „Genetik“
- In der Regel erst Untersuchung der 3 wichtigsten Mutationen
EKG
- Gehäuftes Auftreten von Reizleitungsstörungen
Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)
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Idebenone
- Experimentell
- Ersatz der Mitochondrien
- Gentherapie – Ersatz der defekten mtDNA
Verlauf
- Meist Restvisus von ca. 10%
- Verlauf abhängig von Therapiebeginn und Risikofaktorprofil
Differenzialdiagnose
- Neuritis nervi optici, AION (akute ischämische Optikusneuropathie), Arteriits temporalis
- Tabak-Alkohol Amblyopie
- Raumforderung im Bereich der Orbita und des Chiasma opticum