Virale Meningitis (ICD-10 A.87.9)

 

Epidemiologie

  • Inzidenz:
    • 10-20 / 100.000 Einwohner pro Jahr
  • Viren häufigster Erreger von Meningitiden
  • Gutartiger Verlauf und günstige Prognose
  • Wird meist aufgrund des blanden Verlaufes nicht diagnostiziert

Erreger

  • Adenovirus
  • Arboviren (durch Mücken und Zecken übertragene Viren)
  • Coxsackie A, B
    • Aseptische Meningitis als Begleitsymptomatik
    • Häufig bei Kindern und jungen Erwachsenen
  • Echoviren
    • Aseptische Meningitis
    • Häufig bei jungen Erwachsenen (<25 Jahre)
  • Epstein-Barr-Virus
    • U.a. Meningitis-Retention-Syndrom
      • Aseptische Meningitis mit Urinretention
  • Herpesviren
    • Humanes Herpesvirus 6
    • Herpes simplex-Virus typ 2
    • Varizella zoster Virus
  • Humanes Immundefizienz Virus (HIV)
  • Lymphozytäres Choriomeningitisvirus (LCMV)
    • Lymphozytäre Choriomeningitis
    • Übertragung typischerweise über Nagetiere
  • Masernvirus
  • Mumpsvirus
    • Komplikation bei Mumps
    • U.a. Hirnnervenausfälle
  • Phlebovirus
    • Toskana-Fieber/Pappatacifieber/Sandmückenfieber
    • Übertragung über Sandmücken
    • Verbreitung im Mittelmeerraum, Naher Osten

Nur Listung der häufigsten/wichtigsten Erreger

Übertragungswege

  • Aerogen (u.a. Tröpfcheninfektion)
  • Hämatogen
  • Neuronal (Nervus Olfactorius)
  • Kontakt mit kontaminiertem Stuhl (Enteroviren)
  • Geschlechtsverkehr (HSV 2 und HIV)
  • Infizierte Nadeln (HIV)
  • Kontakt mit kontaminierter Nahrung oder infizierten Mäusen/Hamstern (LCMV)
  • Stiche durch infizierte Mücken/Zecken

Symptome

Leitsymptome

  • Fieber, Kopfschmerzen, meningeale Reizung
  • 2-gipfliger Fieberverlauf
    • 1. Gipfel bei Manifestation der Virusinfektion
    • 2. Gipfel bei Manifestation der Meningitis
  • Meningismus weniger stark als bei bakterieller Infektion
  • Meningismus kann bei Säuglingen, Kleinkindern, Älteren und Immunsupprimierten fehlen
  • Dauer der Erkrankung
    • Ca. 10-14 Tage

Komplikation virale Meningoenzephalitis

  • Schweres Krankheitsbild
  • Fieber
  • Qualitative und quantitative Bewusstseinstörung (hervorgerufen durch rasch auftretendes Hirnödem)
  • Fokal neurologische Ausfälle
    • Halbseitensymptome
    • Hirnnervenausfälle!
  • Erhöhter Hirndruck mit Gefahr der Einklemmung

Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung

Klinische Zeichen der meningealen Reizung

  • Meningismus
    • Nackensteifigkeit bei passiver Kopfneigung
  • Kernig-Zeichen:
    • Reflektorische Beugung der Kniegelenke bei passivem Anheben der Beine im Liegen
  • Brudzinski-Zeichen:
    • Bei passiver Kopfneigung reflektorische Beugung der Knie-und Hüftgelenke
  • Lasègue –Zeichen:
    • Schmerzen bei passivem Anheben der gestreckten Beine
  • Cave: Dehnungszeichen können fehlen

Diagnostik

  • Anamnese und neurologische Untersuchung
  • Labor und Blutkulturen
  • Cerebrale Computertomographie:
    • Bei blandem Verlauf nur zum Ausschluss einer anderen Ursache (kein spefizischer Befund)
  • Lumbalpunktion inkl. Virus-PCRs (HSV!)
    • Bei fehlenden Hirndruckzeichen und unaufälliger CCT
    • Typischer Liquorbefund
      • Lymphozytäre Pleozytose (in der Frühphase auch Granulozyten, später überwiegend Lymphozyten)
      • 20-1500 Zellen/µl
      • Liquor klar, höchstens leicht trüb, nie eitrig!
      • Ggf. leichte Eiweßerhöhung (meist <150mg/dl, selten bis 500mg/dl)
      • Glucose meist >50 der Serumglukose
      • Niedrigere Glucosewerte bei Infektionen durch HSV; LCMV, Enteroviren und Mumps
      • Bestimmung von Virus PCR (u.a. HSV) bei entsprechendem klinischen Verdacht
  • Blutbild
    • Unauffällig, ggf. Leukopenie oder relative Lymphozytose
  • Elektroenzephalographie
    • Nur bei enzephalitischer Mitbeteiligung verändert
    • Herdbefund, allgemeine Verlangsamung
  • Kernspintomographie des Kopfes
    • Bei Verdacht auf cerebrale Mitbeteiligung (Enzephalitis, Vaskulitis...)

 

Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)

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  • Antibiose
    • Bei Verdacht auf Meningitis immer!
    • Bakterielle Meningitis kann erst durch den Verlauf und weitere Diagnostik ausgeschlossen werden
    • Antibiotika siehe unter "Bakterielle Meningitis"
    • Nach Ausschluß einer bakteriellen Meningitis absetzen
  • Dexamethason (nur bei Verdacht auf bakterielle Meningitis)
  • Analgetische und antipyretische Therapie mit NSAIDs
  • Flüssigkeit
  • Aciclovir
    • Bei Verdacht auf Herpes-Enzephalitis
    • Gabe bis zum Erhalt der negativen Virus-PCRs auf HSV

 

Verlauf

  • Günstig bei rein viralen Meninigitiden
  • Bei Entwicklung einer Meningoenzephalitis Prognose abhängig vom Erreger

Differenzialdiagnose

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