Einfach partielle Anfälle (ICD-10 G 40.1)
Einfach fokale Anfälle, elementar fokale Anfälle, einfach partielle Anfälle
Adversivanfälle
Ätiologie
- Hippokampussklerose, Gliosen
- Gliome
- Hamartome
- Cerebrale Insulte
- Tumoren
- Blutungen (u.a. Subduralhämatom)
- Vaskuläre Malformation
Formen
- Motorische Anfälle
- Anfälle mit sensiblen/sensorischen Symptomen
- Versivanfälle
- Anfälle mit vegetativen Symptomen
- Anfälle mit psychischen Symptomen
Symptome
- Keine Bewußtseinsstörung, Patient bekommt Anfälle mit, keine Amnesie
- Symptomatik siehe unter Symptomatologie
- Anfälle mit Marsch; Ausbreitung der Zuckungen, meist von distal nach proximal, ebenso bei Sensibilitätsstörung (Jackson-Anfälle)
- Anfälle ohne Marsch: Symptomatik bleibt auf eine Körperregion begrenzt
- Dauer variabel Minuten bis h
- Status: Epilepsie partialis continua - (Bei Dauer über Stunden/Tage)
- Aura: Entspricht einfach-fokalem Anfall. Symptomatik daher stark variierend s.u., häufig epigastrische Aura (Ursprung Temporallappen)
- Generalisierung möglich
Symptomatologie
Motorisch
- Myoklonien
- Rhythmisch
- Meist Arm und/oder Gesicht (Mastikatorische Anfälle (Kau-, Schleckbewegungen))Nystagmus, umschriebene Zuckungen, komplexe Bewegungen (Greifbewegungen)
Sensibel
- Auf Körperteile oder -regionen beschränkte Sensibilitätsstörungen (Hypästhesie, Parästhesie)
- Meist Arm und/oder Gesicht
- Visuelle Symptome (Photome)
- Akustische Symptome: Pfeifen, Rauschen, Klingeln
Versivanfälle
- Tonische Blick- und Kopfwendung zur Seite, selten auch Schulter (dann auch als Haltungsanfall klassifiziert)
- Auftreten häufig bei frontalem Herd (dann meist Erstsymptom) und temporalem Herd, selten auch okzipital, bei Auftreten vor Generalisation hinweisend auf Herd kontralateral zur Versivbewegung
- Selten Versivanfälle mit Drehung um Körperachse
Vegetative Symptome (selten)
- Vertigo (auch Drehschwindel)
- Herzrhythmusstörungen (Bradykardie/Tachykardie)
- Hyperhidrosis
- Atemstörungen
- Übelkeit/Brechreiz
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
- Todd'sche Parese?
- Fokal neurologische Defizite (z.B. bei ursächlichem Tumor/cerebralen Insult o.ä)
Therapie
- Siehe auch Zulassungen
- Die Wahl des Medikaments sollte stets auch patientenorientiert bzw. am Nebenwirkungsprofil ausgerichtet sein, daher sind die Empfehlungen insbesondere bei Antiepileptika nie allgemeingültig
- Operation: Siehe allgemeine Behandlungsempfehlungen
1. Wahl (u.a. nur zur Zusatztherapie)
- Lamotrigin
- Levetiracetam
- Lacosamid
- Zonisamid
- Eslicarbazepin
2.Wahl
- Carbamazepin
- Cenobamat
- Oxcarbazepin
- Topiramat
- Lamotrigin
- Valproat
- Gabapentin
- Pregabalin
3.Wahl
- Phenytoin
- Phenobarbital
- Primidon
- Felbamat
- Vigabatrin
Procedere
- EEG (ev. mit Provokationsmanövern (HV, Flickerstimulation, Schlafentzug)
- Ev. Langzeit-EEG
- MRT-Kopf - hochauflösend
- Ev. weitere Abklärung bei V.a. Vaskulitis, SVT o.ä.
Verlauf
- Abhängig von Ursache
- Bei nachgewiesener Hippocampussklerose/Gliosen häufig schwirige medikamentöse Einstellung, gel. Kombinationstherapien bis zu 3 Antiepileptika erforderlich
Differentialdiagnose
- Migräneaura, Migraine accompagnée, Transitorisch ischämische Attacke, Myoklonien anderer Ursache, Spasmus fazialis, Tinnitus, komplex-visuelle Halluzinationen (nach Posteriorinfarkt), benigner Lagerungsschwindel des Kindesalters (Migräneäquivalent), Vestibularisparoxysmie, Phäochromozytom, episodische Ataxie
Weiterführende Literatur
- <link medien literatur-dvds category epilepsie-1>Die Epilepsien - Schattauer Verlag 2004