Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel
Kupulolithiasis, Kanalolithiasis, gutartiger Lagerungsschwindel
Ätiologie
- Steinchen (Partikel der Otolithenmembran, Zelldetritus) fallen in den posterioren oder horizontalen Bogengang. Bei rascher Bewegung werden diese durch das Vestibularorgan geschleudert und irritieren die Haarzellen, was die subjektive Empfindung eines Drehschwindels auslöst
- Auslöser können Schädel-Hirntraumen sein
- Gel. in Folge eines Vestibularisausfalls
- Auftreten nach längerer Bettlägerigkeit
Epidemiologie
- Häufigste Schwindelform, Auftreten in jedem Lebensalter
Symptome
- Akuter ausgeprägter Drehschwindel, typischerweise erstmalig im Bett beim Umdrehen oder Aufrichten, gel. mitten im Schlaf
- Drehschwindelsymptomatik Sekunden bis max. Minuten
- Auftreten nur bei schneller Änderung der Köperlage (Drehen im Bett, Aufrichten, Hinlegen, schnelle Kopfdrehungen)
- Drehschwindelattacken persitieren gelegentlich über Wochen
- In Ruhe, beim Sitzen oder Laufen keine Drehschwindelsymptomatik
- Initial gel. Übelkeit, Erbrechen
- Intermittierend häufig unsystematischer Schwindel in Form eines Unsicherheitsgefühls
Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung
- Lagerungsprüfungen nach Dix-Hallpike (rechts und links)
- Patient sitzt in der Mitte der Untersuchungsliege, Kopf wird um 45° nach links gedreht, Lagerung des Patienten auf die rechte Seite (ev. mit kurzer Latenz Auftreten eines rotatorischen Nystagmus, Untersuchung mirt Frenzel-Brille), entsprechende Untersuchung der Gegenseite
- Lagerungsprüfung auf den Rücken mit Kopfhängelage (ebenfalls rechts und links)
- Beide Manöver positiv bei Auftreten eines rotatorischen Nystagmus, Rückbildung innerhalb max. 1 Minute, begleitend Angabe von Drehschwindel. Untersuchung mit Frenzel-Brille
- Übliche Schwindeldiagnostik
Therapie
- Physikalisches Lagerungstraining (durch Patienten oder hilfsweise im höheren Alter durch einen Physiotherapeuten)
- Eventuell Verordnung von Krankengymnastik zur Durchführung der Befreiungsmänöver bei Älteren
- Keine medikamentöse Behandlung des benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels erforderlich
Befreiungsmanöver
Semont: (Posteriorer Bogengang)
Bei rechtsseitigem p-BBLS:
- Patient sitzt in der Mitte der Untersuchungsliege, Kopf wird um 45° nach links gedreht, Lagerung des Patienten auf die rechte Seite (ev. Auftreten eines rotatorischen Nystagmus, Untersuchung mirt Frenzel-Brille), Warten bis Schwindel abgeklungen ist, unter Beibehaltung der Kopfposition rasche Lagerung zur Gegenseite (Aufsitzen und Hinlegen nach links) auf die Stirn.
Bei linkssseitigem p-BBLS:
- Entsprechend der rechten Seite nur umgekehrt
- Einen Download zur Durchführung des Semont Manövers für Ihre Patienten finden Sie in der rechten Spalte
Modifiziertes Manöver nach Epley
- Drehen des Kopfes zur kranken Seite, Fallenlasen auf den Rücken, Drehen des Kopfes, dann des Körpers zur gesunden Seite, Aufrichten in sitzende Position
Brandt-Daroff
- Im Sitzen wiederholt auf die rechte und linke Seite fallen, dort verharren bis zum Abklingen des Schwindel, wiederholen bis der Schwindel sistiert
Der benigner paroxysmale Lagerungsschwindel läßt sich in der Regel durch die genanten Befreiungsmanöver sehr effektiv behandeln. Die Besserung der Symptome gelingt durch das Lagerungstrainingmeist sehr schnell.
Befreiungsmanöver nach Semont
Procedere
- Diagnosestellung erfolgt anhand der typischen Anamnese!
- Bestätigung durch Lagerungsprüfung gelingt nicht immer!
- In der Regel keine neurologische apparative Diagnostik erforderlich
Verlauf
- Rasche Rückbildung unter entsprechender Therapie
- Ohne Therapie Persistenz über Wochen möglich
Differentialdiagnose
- Akuter Vestibularisausfall , Morbus Menière, Vestibularisparoxysmie, zentraler Lagerungsschwindel, vestibuläre Migräne