Susac-Syndrom (ICD-10 67.7)

  • SICRET - Small infarctions of cochlear, retinal and encephalic tissue
  • RED-M - Microangiopathy with retinopathy, encephalopathy, and deafness

 

Historie

  • Beschreibung 1979 als "Microangiopathy of the brain and retina" durch John Susac (1940-2012) amerikanischer Neurologe und Neuroophthalmologe
  • Literaturstelle - siehe unten

Epidemiologie

  • w>m, ca. 2:1
  • Auftreten typischerweise in 3.-4- Dekade

Pathophysiologie

  • Retino-vestbulocochleaere-zerebrale Angiopathie
  • Ursache unklar
  • Autoimmunerkrankung

Vorgeschlagene Diagnosekriterien

I. Sichere Diagnose des Susac-Syndroms:

Jedes Kriterium (1; 2; 3) mit Unterkriterium (i; ii) muss erfüllt sein.

1. Hirnbeteiligung

  • i. Symptome und klinische Befunde: Neue kognitive Beeinträchtigung und/oder Verhaltensänderungen und/oder neue fokale neurologische Symptome und/oder neu aufgetretene Kopfschmerzen.
  • ii. Bildgebung: Typische Befunde im kranialen MRT - hyperintense, multifokale, runde kleine Läsionen, mindestens eine davon im Corpus callosum ("Schneeball") in T2 (oder FLAIR) gewichteten Sequenzen.
  • Um 1. zu erfüllen, müssen mindestens einer der klinischen Befunde und die typischen MRT- Befunde dokumentiert sein.

2. Netzhautbeteiligung

  • i. Klinische Befunde und Symptome nicht erforderlich.
  • ii. Ophthalmologische Untersuchung: BRAOs oder AWH in der Fluoreszenz-Angiographie oder charakteristische Zeichen einer Netzhautast-Ischämie in der Funduskopie oder OCT.
  • Für Punkt 2 muss mindestens eine BRAO oder AWH in der Fluoreszenz -Angiographie oder eine Netzhautast-Ischämie in der Funduskopie oder ein entsprechender Schaden in der  OCT muss dokumentiert sein.

3. Vestibulokochleäre Beteiligung

  • i. Symptome und klinische Befunde: Neuer Tinnitus und/oder Hörverlust und/oder peripherer Schwindel.
  • ii. Untersuchung der Innenohrfunktion: Der Hörverlust muss durch ein Audiogramm belegt werden. Der vestibuläre Schwindel muss durch eine speifizifizierte Diagnostik nachgewisen werden..
  • Um Punkt 3 zu erfüllen, muss mindestens einer der klinischen Befunde vorliegen und die Schwerhörigkeit oder der Schwindel muss durch spezifische Untersuchungen der Innenohrfunktion unterstützt werden.

II. Wahrscheinliches Susac-Syndrom

  • Unvollständige Trias, nur zwei der drei vorgenannten Kriterien 1-3 sind erfüllt.

III. Patienten, bei denen ein Susac-Syndrom nicht die wahrscheinlichste Diagnose ist ("mögliches“ Susac-Syndrom)

  • Bei allen anderen Patienten, die einige klinische und/oder paraklinische Anzeichen der obigen Trias aufweisen, aber weder I noch II erfüllen, muss das Susac-Syndrom
  • in die Differenzialdiagnosen einbezogen werden, sollte aber nicht als wahrscheinlichste Diagnose angesehen werden.

Symptome

Kopfschmerzen

  • Manifestation häufig!
  • Häufig initiales Symptom

Vestibulocochleäre Symptome

  • Schallempfindungsschwerhörigkeit
  • Rasch progredient
  • Meist beidseitig auftretend
  • Tinnitus
  • Schwindel

Okuläre und retinale Symptomatik

  • Sehstörungen
  • Skotome
  • Verschwommenes, unscharfes Sehen
  • Photopsien
  • Doppelbilder

Fokal neurologische Defizite

  • Sensibilitätsstörungen
  • Paresen
  • Gangunsicherheit
  • Ataxien, Feinmotorikstörungen

Psychische Veränderungen

  • Psychomotorische Verlangsamung, Apathie
  • Konzentrationsstörungen, Desorientiertheit, Agitation
  • Paranoid-halluzinatorische Symptomatik

Verlauf der Symtomatik

  • Gleichzeitiges Auftreten der o.g. Symptomatik eher selten
  • Auftreten in Schüben

Diagnostik

HNO-ärztliche Untersuchung

  • Audiogramm
    • Typischerweise Tieftonschwerhörigkeit
  • Kalorikprüfung
    • Kalorische Untererregbarkeit

Augenärztliche Untersuchung

  • Fundoskopie
    • Nachweis von Gefäßstenosen
    • Langstreckig, perlschnurartig mit Kaliberschwankungen
    • Zentralarterienverschluß
    • Arterienastverschlüsse (BRAO)
    • Cotton-wool-Herde
    • Retinale Mikroaneurysmen
  • Retinale Fluoreszenzangiographie
    • Wichtige Diagnostik!
    • Gefäßstenosen und –verschlüsse
    • Extravasate der retinalen Gefäße (capillary leakage)

Optische Kohärenztomographie

  • Ausdünnung der retinalen Nervenfaserschicht, der innernen plexiformen, inneren nukleären. äußeren plexiformen Schicht und der Ganglienzellschicht.
  • Äußere nukleäre Schicht und Photorezeptorenschicht ist von Schädigungen ausgespart

Gesichtsfeldperimetrie

  • Gesichtsfelddefekte möglich
  • Auch unauffällige Befunde!

Kernspintomographie des Kopfes

  • Multifokale T2-hyperintense Läsionen
    • Periventrikulär, subkortikal, infratentoriell
    • Dadurch schwierige Differnzierung von der Multiplen Sklerose    
    • Corpus callosum, Balkenatrophie
    • Thalamus/Basalganglien
    • Kortikal
  • „Snowball lesions“
  • T1-Sequenzen
    • Nachweis von Black holes
  • Leptomeningeale Kontrastmittelanreicherung

Liquor

  • Leichte Pleozytose
  • Albumin erhöht
  • Selten intrathekale Immunglobulinsynthese

Labor

  • Antikörper zum Ausschluß anderweitiger Vaskulitiden

Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)

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Langfristige immunsuppresive Therapie erforderlich

  • Metylprednisolon
  • Azathioprin
  • Immunglobuline
  • Cyclophosphamid
  • Methotrexat
  • Mycophenolatmofetil
  • Rituximab
  • Infliximab
  • Psychische Symtpome
    • Hoch- bzw. niederpotente Neuroleptika

Verlauf

  • Schubförmiges oder sequentielles Auftreten der Symptomatik
  • Chronische Erkrankung
  • Therapie meist über Jahre erforderlich

Differenzialdiagnose

Adressen & Falldokumentationshilfe

Literatur

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