Karotisdissektion (ICD-10 I72.0)

Dissektion der Arteria carotis, Carotisdissektion, Carotid dissection (engl.), dissection de la carotide (franz.)

Epidemiologie

  • Inzidenz 2,5-3/100.000 Einwohner/Jahr
  • Hohes Risiko eines cerebralen Insults (70-80%)
  • Häufige Ursache juveniler Schlaganfälle

Pathophysiologie

  • Blutung aus Vasa vasorum in äußere Gefäßschichten (Tunica media, Tunica adventitita)
  • Im Verlauf Einriß der Tunica intima

Ursachen

  • Spontane Dissektion
  • Bagatelltraumen
  • Fibromuskuläre Dysplasie
    • Nicht-entzündliche, nicht-atherosklerotische Gefäßerkrankung mit Prolifertaion von Bindegewebe und glatter Muskulatur, häufiger bei Frauen, meist 3. Bis 6. Dekade
    • Diagnose durch Biopsie und digitale Subtraktionsangiographie
  • Bindegewebserkrankungen
    • Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-Syndrom
  • Traumata
    • Verkehrsunfälle
    • Strangulation
  • Iatrogen
    • Gefäßpunktion

Symptome

Schmerzen

  • Halbseitiger Kopfschmerz – gel. migräneartig
  • Bei Erstmanifestation eines einseitigen Kopfschmerzes immer an Dissektion denken!
  • Einseitige Halsschmerzen

Horner Syndrom - Link

  • Ptosis
  • Miosis (gering)
  • Hypohidrosis der Stirn nicht regelmäßig (Sympathische Fasern über A. carotis externa)

Hirnnervenausfälle

  • Selten
  • Basale Hirnnerven    
  • Typischerweise Nervus glossopharyngeus, Nervus vagus, Nervus accessorius und Nervus hypoglossus

Ischämien

Symptome meist einseitig, können bei bds. Dissektionen aber auch bds. bestehen

Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung

  • Horner-Syndrom
    • Miosis, Ptosis, selten Hypohidrosis der Stirn (s.o.)
  • Untersuchung auch der Gegenseite
  • Diagnostik der basalen Hirnnerven

Diagnostik

Duplexsonographie der extrakraniellen Gefäße

  • Hohe Sensitivität
  • Gelegentlich aber falsch negativ
  • Bei klinischem Verdacht daher weitere Diagnostik

Kernspintomographie

  •  T1-gewichtete, fettsupprimierende Wichtung (Black-Blood-MRT)
  •  Axiale Schnittführung zur Darstellung des intramuralen Hämatoms
  •  Wenn möglich Durchführung mit „Halsspule“

Kernspinangiographie

  • Kontrastmittelgestützt

CT-Angiographie

  •     Bei fehlender Verfügbarkeit einer MRA

Digitale Subtraktionsangiographie

  •     Nur bei unklaren Befunden der MRA und CT-Angiographie

Ergänzend Nierenarteriensonographie

  • Diagnostik bei Verdacht auf Grunderkrankung (z.B. Hautbiopsie)

Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)

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Thrombozytenaggregationshemmer (TAH)

  •     ASS . Clopidogrel
  •     Behandlung bis Restitutio ad integrum im Ultraschall
  •     Bei zugrundeliegenden (Bindegewebs-)Erkrankungen langjährige Therapie
  •     Nach symptomatischem Insult Dauertherapie

Orale Antikoagulation

  • Bei hohem Infarktrisiko
    • Infarkte trotz TAH-Therapie
    • Intraluminale Thromben
    • Höchstgradiger Stenose mit niedrigen poststenotischen Flüssen
    • Emboliesignale in transkraniellem Ultraschall unter ASS-Therapie

Spezifische Therapien

  • In Einzelfällen invasive Therapie mit Stent, Thrombektomie
  • Bei Auftreten eines Insultes Lyse möglich

Verlauf

  • Risiko eines Insultes innerhalb eines Jahre 10-25%, meist innerhalb der ersten Wochen
  • Rekanalisation bei stenosierenden Dissekaten innerhalb von 3-6 Monaten bis zu 80%
  • Kontrollen der Duplexsonographie
  • Initial engmaschig (mind. nach 2 und 4 Wochen)
  • Danach nach ca. alle 3 Monate
  • Kontrolle der Gegenseite (Beidseitige Dissektion im Verlauf möglich!)

Differenzialdiagnose