Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (ICD-10 A81.0/F02.1*)

 

Historie

  • Erstbeschreibung 1920 durch Hans Gerhard Creutzfeld (1885-1964, deutscher Neurologe, Neuropathologe und Psychiater) und 1921 durch Alfons Maria Jakob (1884-1931, deutscher Neurologe, Psychiater und Pathologe) jeweils unabhängig voneinander
  • 1922 Einführung der Bezeichnung Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
  • 1982 Beschreibung des auslösenden Prions durch Stanley Prusiner

Pathologie

Prionhypothese

  • Konformationsänderung des physiologischen PrPc in die infektiöse Form PrPSc
  • Akkumulation der pathologisch veränderten Prionproteine im zentralen Nervensystem
  • Funktion des PrPc: Transport von Kupferionen vom synaptischen Spalt in die Präsynapse
  • Einzelne PRP-Peptide und Amyloidablagerungen wirken neurotoxisch
  • Kortikaler und subkortikaler Neuronenverlust, Vakuolenbildung, PRPSc-Ablagerungen, Amyloidablagerungen

Epidemiologie

  • Inzidenz: Ca. 1,5-1,8:1.000.000 jährlich
  • F:M: 2:1 (in Deutschland)
  • Erkrankungsgipfel
    • Sporadische Form  meist in 7. Dekade
    • Familiäre Form in 4.-6. Dekade

Formen/Genetik

Familiäre bzw. genetische Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (fCJK/gCJK)

  • 10-15% aller Fälle
  • Mutation des PrP-Gens ( kurzer Arm Chromosom 20)
  • Derzeit über 30 Mutationen bekannt
  • Autosomal-dominanter Erbgang
  • Nur in Hälfte der genetischen Fälle Familienanamnese positiv

Sporadische Form (sCJK)

  • Ca. 85% aller Fälle
  • 1 Fall pro 1000000 Einwohner
  • Sporadische und erworbene CJE
  • Prioproteingen: Homozygotie für Methionin und Valin (Codon 129) des Prionproteingens macht empfänglich für die Erkankung
  • Klinische Manifestation abhängig vom Polymorphyismus
  • Aktuell 6 Subtypen beschrieben

Neue Variante (vCJK, BSE)

 

  • Infektiöse Variante der sporadischen Form
  • Entdeckung erstmals 1995 in Großbritannien
  • Insgesamt weltweit > 200 Fälle bekannt
  • Orale Aufnahme von Prionen (in infiziertem Rinderfleisch) über die Darmwand
  • Iatrogene Übertragung der Erkrankung über Blutprodukte und Dura Mater möglich

 

Symptome

Sporadische Form

 

  • Frühsymptome
    • Wesensänderung, Interessensverlust, Ermüdbarkeit, Appetit- und Gewichtsverlust, Depression
  • Psychische Veränderungen
    • Gedächtnis- und Orientierungsstörungen, im Verlauf demenzielles Syndrom
    • Depression, Wahnvorstellungen, Halluzinationen
  • Sehstörungen
    • Kortikale Sehstörung: Unauffälliger augenärztlicher Befund
    • Farbsinnstörung
    • Anopsien
  • Ataxie, Koordinationsstörungen
  • Rigor, Tremor, Hyperkinesien, Dystonien
  • Myoklonien, spontan und stimulussensitiv auf äußere Reize
  • Pyramidenbahnzeichen, Auftreten von Myoklonien ist dann verdächtig für CJE
  • Spätstadium: Akinetischer Mutismus
  • Keine Willkürmotorik oder Kommunikation trotz „Wachheit“
  • Tod meist durch Sekundärkomplikationen wie Bronchopneumonien, direkter zerbraler Tod ist selten

Neue Variante (vCJE, BSE)

  • Alter bei Auftreten jünger
  • Initial Verhaltensauffälligkeiten, Depression, Angst
  • Distal betonte Dysästhesien und Schmerzen
  • Rasch im Verlauf (Monate) Ataktische Störungen, demenzielle Entwicklung, choreatische Bewegungsstörungen, Myoklonien

Familiäre CJE

 

  • Symptome abhängig von der genetischen Mutation

 

Besonderheiten bei der klinischen Untersuchung

Diagnostik

Liquor

 

  • Sensitivstes Verfahren
  • Zellzahl, Eiweiß und Glucose fast immer unauffällig
  • Oligoklonale Banden: Selten positiv
  • Protein 14-3-3
    • Erhöhte Werte
    • DD Erhöhung bei Hypoxie
    • Hohe Sensitivität (aber abhängig von Typ und Verlauf)
    • Bei positivem Nachweis konstant hoher 14-3-3 Proteine im Liquor Diagnose einer CJK sehr wahrscheinlich
  • RT-QuIC (real-time quaking-induced conversion)
    • Direkter Nachweis der pathologischen Prion-Proteine
    • Höchste Sensitivität & Spezifität
  • Tau-Protein-Erhöhung:
    • Spiegel > 1300 pg/ml DD Morbus Alzheimer (<900pg/ml)
  • Weitere Parameter
    • S100b-Protein
    • Neuronenspezifische Enolase
      • Erhöhte Werte u.a. auch bei Hypoxie


EEG

  • Periodische triphasische Wellen (0,5-2/s)
    • Bilateral oder seltener lateralisiert
  • Beurteilung immer im Zusammenhang mit Krankheitssymptomatik (Cave: Fehlinterpretation!)
  • Veränderungen häufig erst Wochen nach Krankheitsbeginn auftretend
  • Auftreten bei ca. 2/3 der sporadischen Creutzfeldt-Jakob Fälle

Magnetresonanztomographie

  • Symmetrische Signalanhebungen in den Basalganglien (T2-, Flair-Diffusionswichtung)
  • Kortikale Hyperintensitäten
  • Hohe Sensitivität
  • Wichtig zur Abgrenzung von Differentialdiagnosen
  • vCJE:
    • MRT hier diagnostisch sehr wegweisend
    • Pulvinar sign (Hyperintensitäten im posterioren Thalamus)

Biopsie

  • Olfaktorische Nasenschleimhaut
    • Nachweis von PRPSc durch RT-QuIC
    • Hohe Sensitivität

Genetik

  • Bei Verdacht auf genetische Variante der CJK

Hirnbiopsie

  • Nur bei unklaren Fällen

Therapie (Detaillierte Informationen nach Login)

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Grundsätzlich

  • Keine kausale Therapie verfügbar

Symptomatische Therapien

  • Myoklonien:
    • Clonazepam 
    • Levetiracetam 
    • Piracetam
  • Halluzinationen und psychomotrische Unruhe
    • Hochpotente oder niederpotente Neuroleptika

 

Verlauf

  • Stets tödlicher Verlauf
  • Bei sporadischer Creutzfeldt-Kakob-Erkrankung Überlebenszeit ca. 1/2 Jahr, >80% im ersten Jahr letal verlaufend

Differenzialdiagnose

Neurodegenerative Erkrankungen

Entzündliche Erkrankungen

Infektiöse Erkrankungen

 

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